April 28

Life is Strange – Staub von Emma Vieceli und Claudia Leonardi

Nachdem Max Arcadia Bay dem Tornado überlassen hat, um Chloe zu retten, leben die beiden gemeinsam in Seattle. Doch sie wird von Visionen anderer Zeitlinien geplagt und die beiden kehren zurück, um dieses Rätsel zu lösen.

Die Handlung knüpft nahtlos an das Spiel an und fügt auch nichts hinzu, was dort nicht auch so hätte stattfinden können. Deswegen habe ich auch nicht das Gefühl, dass der Comic nur eine Fortsetzung um der Fortsetzung willen ist, was auch daran liegt, dass das präsentierte Mysterium interessant ist und den/die LeserIn bei der Stange hält.

Die Charakterisierung der Figuren trifft deren Persönlichkeiten auch punktgenau und es ist schön, zu erfahren, was sie über das Ende des Spiels denken und wie sich ihre Beziehung dadurch entwickelt. Es gibt auch noch andere, altbekannte Gesichter zu treffen, was ältere Fans freuen dürfte.

Auch der Zeichenstil hat mir sehr gut gefallen. Er erinnert mich an Max‘ Tagebuch aus dem Spiel, hat aber auch eine individuelle Seite und passt vor allem gut zur Handlung. Allein wegen der Details im Hintergrund lohnt es sich auch, die Seiten genauer zu betrachten.

Jedem, dem das Spiel gefallen hat und der noch nicht genug von den beiden Protagonistinnen hat, kann ich diesen Comic nur ans Herz legen! Die Gesamtstimmung und das Gefühl eines Geheimnisses, das hinter allem steckt, wurden gekonnt in Comicform umgesetzt.

April 26

Fools in Space: Die Flucht von Calin Noell

Seit geraumer Zeit befindet sich die Crew der Secret 2 auf ihrer Mission im Weltraum. Als dann jedoch die Ingenieurin Lawen Door auf ihr Schiff versetzt wird und die Bord-KI beginnt, verrückt zu spielen, wird ihnen langsam klar, dass die Wahrheit vielleicht ganz anders aussieht.

Diese Prämisse war es, die mich an diesem Buch zuerst interessiert hat. Denn statt eines Trupps professionell ausgebildeter Space Marines haben wir hier eine Gruppe sympathischer Menschen, die alle aus verschiedenen Gründen von der Gesellschaft ausgeschlossen worden sind und gar nicht versuchen, irgendwelche Heldentaten zu vollbringen, sondern einfach nur ihr Leben leben wollen.

Es fällt einem leicht, sich in die Hauptcharaktere hineinzuversetzen und mensch schließt sie schnell ins Herz und fiebert mit. Die Beziehungen der ProtagonistInnen untereinander werden lebensnah dargestellt und auch die Nebenfiguren sind interessant und halten einige Überraschungen bereit.

Die Handlung ist ebenfalls ungewöhnlich, denn die explosive Mischung aus einer emotionalen KI und den äußeren Begebenheiten, über die hier nicht mehr verraten werden soll, bleibt von der ersten bis zur letzten Seite spannend und unvorhersehbar.

Obwohl Raumschiffe und eine künstliche Intelligenz eine wichtige Rolle spielen, kommt das Buch nicht einmal in die Nähe der üblichen Sci-Fi-Klischees und ich würde es ohne zu zögern auch Leuten empfehlen, die sonst mit dem Genre nicht viel anfangen können.

April 21

Hamlet von William Shakespeare

Als dem jungen Prinzen Hamlet von Dänemark der Geist seines toten Vaters erscheint und ihm befiehlt, seinen Mord durch Hamlets Onkel zu rächen, stürzt es diesen in eine tiefe Sinnkrise.

Es ist definitiv ein sprachlich beeindruckendes Stück, auch in der deutschen Fassung. Mal sind die Dialoge schlagfertig und spitzfindig, mal lassen sie sich über ihre Ansichten über das Wesen der Menschen aus, doch immer machen sie klar, warum Shakespeare so angesehen ist.

Die Handlung an sich ist auch spannend. Es wird viel Wert auf Lügen, Intrigen und Hamlets eigene Zweifel gelegt und der Plot hält auch einige Überraschungen bereit, falls mensch es geschafft hat, nicht vorher aus anderen Quellen davon zu erfahren.

Vor allem Hamlet als Charakter hat es mir angetan. Seine innerliche Zerrissenheit wird überzeugend dargestellt und seine Überlegungen sind interessant zu lesen. Auch die Nebencharaktere, darunter sogar der mörderische König selbst, haben etwas zu sagen.

Hamlet ist definitiv auch für Leute wie mich, die eher selten Klassiker lesen, empfehlenswert. Mensch muss kein Experte oder DeutschlehrerIn sein, um hiermit seinen Spaß zu machen.

April 18

Crossover von Fred Ink

Sechs Personen, die verschiedener nicht sein könnten, wachen ohne Erinnerungen in einem verrotteten Laborkomplex auf und müssen bald feststellen, dass sie nicht alleine sind. In dieser fremdartigen Dimension werden sie zu den Gejagten.

Zuallererst seien die Charaktere lobend erwähnt: Obwohl es eine verhältnismäßig große Anzahl von Hauptfiguren gibt, fällt es einem leicht, sie auseinanderzuhalten, weil jede von ihnen eine einzigartige Persönlichkeit hat. Sie sind weit davon entfernt, alle sympathisch zu sein, aber genau das macht den Reiz auch aus. Besonders schön finde ich, dass keiner der Charaktere die Horror-Klischees komplett erfüllt, sondern jeder einzigartig ist.

Außerdem fokussiert sich die Story nicht nur auf das bloße Überleben der Charaktere, es gilt auch, die Hintergründe der Geschichte zu erkunden. Das sorgt für einige Plottwists und dafür, dass das Buch bis zur letzten Seite spannend bleibt.

Auch bei der Beschreibung der Welt und der Kreaturen, die sie bevölkern, hat sich der Autor Mühe gegeben. Es lauern Gefahren an jeder Ecke, die mensch sich dank der lebendigen Beschreibungen nur allzu gut vorstellen kann.

„Crossover“ ist wirklich kein 0815-Horror, sondern kommt mit vielen eigenen Ideen daher und bereichert das Genre. Wer zu einem spannenden und an vielen Stellen brutalen Pageturner nicht nein sagen kann, ist hier gut beraten.

April 11

What Are You Doing Here? von Laina Dawes

In „What are you doing here?“ beschreiben Laina Dawes und zahlreiche andere Schwarze Frauen ihre Erfahrungen in den Metal-, Punk- und Hardcore-Szenen und die Reaktionen auf ihre Musikbegeisterung.

Mit zahlreichen Anekdoten, die durch ihre Anhäufung systematische Hintergründe erkennen lassen, führt sie uns vor Augen, dass auch Szenen, die sich selbst als progressiv beschreiben würden, noch weit von diesem Ziel entfernt sind.

Es ist ein sehr persönliches Buch, das mir definitiv eine neue Perspektive nähergebracht hat. Zum Beispiel ist mir vorher nie bewusst gewesen, welcher Druck auf Schwarzen Menschen lastet, bei „ihren“ Musikgenres und „ihrer“ traditionellen Lebensweise zu bleiben.

Trotz des schwierigen Themas ist das Buch locker geschrieben. Es wird nicht mit Fachbegriffen um sich geworfen, stattdessen wird die Sichtweise der Autorin und der zahlreichen Frauen, die sie teilen, ehrlich rübergebracht, ohne dass sie ein Blatt vor den Mund nimmt.

Jedem, der sich für eines der oben genannten Musikgenres interessiert und entweder eine Perspektive auf die Szenen erlangen möchte, die er nie selbst erfahren hat, oder seine eigenen Erlebnisse validiert sehen möchte, kann ich dieses Buch nur empfehlen.

April 7

Phasenland von Yves Gorat Stommel

Als Jean einer Annonce in der Zeitung folgt, die perfekt auf ihn zugeschnitten scheint, landet er im Freizeitpark „Phasenland“, in dem er 12 Aufgaben bewältigen muss. Doch an diesem Ort ist nichts, wie es scheint, und er versucht, hinter die Kulissen zu blicken und den Sinn des Ganzen zu verstehen.

Was mich zuerst angesprochen hat, ist das Setting. Ich habe schon Bücher gelesen, in denen ProtagonistInnen gezwungen waren, an für sie undurchsichtigen Spielen teilzunehmen, aber nie auf diese Weise. Der Aufbau des Parks, über den ich hier nicht mehr verraten will, ist ausgeklügelt designt und die Aufgaben abwechslungsreich. Dazu kommt, dass sie von Abschnitten unterbrochen werden, in denen Jean die Umgebung auf eigene Faust erkundet und versucht, das Geheimnis des Parks zu lösen.

Auch Jean als Protagonist hat mich beeindruckt. Dadurch, dass er sich ständig selbst reflektiert und zwar gerne der menschlichen Regung der Verleugnung nachgeht, seine eigenen Fehler dann aber auch einsieht und analysiert, wird er zu einem dreidimensionalen Charakter.

Die Nebenfiguren bleiben lange Zeit mysteriös. Es gibt zwar einige, die mehr oder auch weniger sympathisch sind, ihre wahren Absichten erfährt mensch allerdings erst spät. Das führt einerseits dazu, dass sie als ständige potentielle Bedrohung wahrgenommen werden, was die Spannung erhöht, andererseits baut mensch auch keine wirkliche Bindung zu den meisten von ihnen auf.

Ich kann dieses Buch jedem, der sich richtig überraschen lassen will, ans Herz legen. Egal, mit welchen Vorstellungen ihr euch auf diese Reise begebt, ihr werdet schnell feststellen, dass das Phasenland noch weitaus mehr zu bieten hat und einen von der ersten bis zur letzten Seite fesselt.

April 4

Asynchron von Matthias Grabo

In „Asynchron“ geht es um den Künstler Quinn, der sich plötzlich in einer düsteren Zukunft wiederfindet, in der sich die Welt komplett verändert hat: Tödliche Monster streifen nachts in den Straßen umher und die überlebenden Menschen denken nicht einmal daran, einander zu vertrauen und zusammenzuarbeiten. Und zu allem Überfluss hat er keine Ahnung, wohin seine Freundin Eve verschwunden ist…

Es gibt Einiges, was dieses Buch von anderen seiner Art unterscheidet: Alleine die Art der Apokalypse, aber auch die auftretenden Monster, deren Beschreibung und Fähigkeiten mir gut gefallen haben. Aber auch die menschlichen Gegner haben es in sich und sind nicht zu unterschätzen.

Die Figuren haben mich ebenfalls beeindruckt. Sie sind allesamt weit von perfekt entfernt, was sie umso realistischer macht und zu überraschenden, aber nicht unglaubhaften Handlungen befähigt. Sie haben alle ihre eigenen Persönlichkeiten und Beziehungen untereinander, die einen großen Teil der Spannung ausmachen.

Die Handlung ist von der ersten bis zur letzten Seite spannend und es werden langsam immer mehr Hintergründe enthüllt. Es gibt eine gute Mischung aus Action und Erklärungen, sodass es nie langweilig wird. Vor allem das Ende hat es in sich und macht mich gespannt auf die Fortsetzung, denn es bleiben noch einige interessante Fragen offen.

Auch, dass ein Teil der Handlung Quinns Überlebenskampf in der „Gegenwart“ folgt und der andere Eves in der Vergangenheit, hat mir gefallen und die Geschichte gut aufgelockert, was auch daran liegt, dass sie zwei unterschiedlichen Bedrohungen ausgesetzt sind.