Juli 31

Bu Tian Ge – Die Ballade von den Himmelsstürmern 2 von Xia Da

Die so verschiedenen Zwillinge Ating und Quchen entwickeln sich immer weiter, doch während der Bruder auf der Insel Penglai in den Künsten der Magie unterrichtet wird, ist die Schwester Gefangene des düsteren Baili. Doch trotz der Entfernung können sie Kontakt zueinander aufnehmen…

Die Perspektive wechselt zwischen den Zwillingen hin und her, zwischen den düsteren Erlebnissen von Ating, die vom Hass auf den Mörder ihres Großvaters geprägt ist, und den lebhafteren, dadurch aber nicht weniger spannenden Reisen von Quchen, wobei auch mehr Aspekte von Magie einfließen.

Nicht nur die Handlung an sich konnte mich überzeugen, auch das Drumherum ist ansprechend gelungen. Um der Geschichte besser folgen zu können, gibt es schön gestaltete Register, die die Figuren, ihre Beziehungen zueinander und die Welt vorstellen. Außerdem gibt es immer wieder Fußnoten, die nötige Erklärungen kurz und bündig liefern.

Die Zeichnungen atemberaubend schön zu nennen, ist keine Übertreibung. Von den fein gezeichneten Figuren über die detaillierten Hintergründe bis zu den farbenfrohen Einsätzen von fantasievoll gestalteter Magie, ist hier alles stimmig und lädt dazu ein, die Seiten länger betrachten zu wollen.

Alles in allem ist auch der zweite Teil der Reihe sehr gut gelungen. Die Handlung nimmt Fahrt auf, wir lernen neue Figuren kennen und alte entwickeln sich zusehends weiter und auch die Kämpfe werden immer bombastischer. Ich kann den dritten Teil kaum abwarten!

Juli 24

Biaoren – Die Klingen der Wächter 9 von Xianzhe Xu

Daomas Gruppe gerät am Jadepass durch ein Missverständnis in eine brenzlige Situation mit den Grenzwächtern. Gleichzeitig werden Blicke auf Shus und Daomas Vergangenheit geworfen, durch die wir mehr darüber erfahren, was sie zum Kämpfen antreibt.

Im neunten Band ist diese Mischung aus Flashbacks und Szenen, die in der Gegenwart spielen, besonders gut gelungen. Außerdem kommen die meisten der bekannten und lebenden Figuren mindestens einmal vor, wodurch er auch schön abwechslungsreich wird und jeder Fan von bestimmten Charakteren auf seine Kosten kommt.

Auch von Daoma in seiner Rolle als Vater sehen wir hier mehr und er zeigt, dass weitaus mehr in ihm steckt als nur seine beeindruckende Kampfkraft. Das kommt auch in den Szenen aus seiner und Xiaoquis Vergangenheit herüber.

Das Highlight sind aber natürlich trotzdem wieder die Actionszenen, die trotz der fehlenden Farben lebendig genug sind, um einen praktisch vom Papier aus anzuspringen. Die fantasievoll choreografierten Kämpfe werden in eindrucksvollen und detailverliebten Bildern eingefangen.

Der neunte Band reiht sich perfekt in das Epos, das mit „Die Klingen der Wächter“ bereits aufgebaut worden ist, ein und zeigt, dass die Reihe gar nicht daran denkt, langsamer zu werden oder an Qualität nachzulassen. Im Gegenteil, ihre Stärken kommen auch hier wieder perfekt zum Vorschein.

Juli 12

Unterwegs zwischen Grenzen von Ralf Grabuschnig

Ralf Grabuschnig macht sich auf in die Grenzgebiete Europas, wo Kulturen und Sprachen von Minderheiten mehr oder minder gut überlebt haben. „Unterwegs zwischen Grenzen“ ist ein Reisebericht, der die historischen Entwicklungen, die zu diesen interessanten Konstellationen geführt haben, den heutigen Begebenheiten gegenüberstellt.

Der Stil ist dabei locker und humorvoll, wobei viel von der Persönlichkeit des Autors rüberkommt. Das bedeutet jedoch nicht, dass er sich vor den schwierigen Themen – seien es die zahlreichen Bevölkerungswanderungen im Mittelalter oder Verfolgungen im Nationalsozialismus – scheut.

Der Autor trifft dabei auf viele Angehörige dieser Minderheiten und Forscher:innen, die sich mit ihnen beschäftigen. Dadurch bekommen wir als Leser:innen nicht einfach nur den Blick von außenstehenden Personen mit, sondern erfahren auch viele Dinge, die den Menschen selbst wichtig sind, zum Beispiel ihr rechtlicher Kampf um Anerkennung als Minderheit oder die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die ihre Kultur bedrohen.

Mein einziger Kritikpunkt ist die Balance zwischen dem humorvollen Reisetagebuch und den historischen Fakten. Jedes Gebiet, das besucht wird, ist faszinierend genug für eine viel längere Abhandlung und ich hätte gerne mehr der Geschichte oder Interviews mit Expert:innen und Angehörigen dieser Minderheiten gelesen.

Andererseits schafft es das Buch dadurch auch, in wenigen Seiten sehr viele faszinierende Gruppen und Menschen vorzustellen, von denen ich vorher noch nie gehört habe. Für einen Überblick über die fünf vorgestellten Minderheiten lohnt es sich allemal.

Juli 10

Jene Tage, die verschwinden von Timothé Le Bouchers

Der angehende Akrobat Lubin muss plötzlich feststellen, dass er nur noch jeden zweiten Tag erlebt. Dazwischen übernimmt eine andere Persönlichkeit seinen Körper und als immer mehr Tage zwischen den Morgen, an denen er erwacht, vergehen, realisiert er, dass er verschwinden könnte.

Die Story nimmt sehr schnell Fahrt auf. Da mensch jedoch Lubin und seine Freund:innen und Verwandte auch schnell kennen- und lieben lernt, fällt das positiv auf. Mensch wird schnell in die Handlung hineingezogen und möchte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen.

Der Zeichenstil ist klar und deutlich, was jedoch nicht am Mangel von Details liegt. Tatsächlich sind die Figuren und die Umgebungen, in denen sie sich bewegen, liebevoll mit Einzelheiten ausgestattet worden und vor allem die Aufführungen von Lubins Zirkustruppe haben mich mit ihrem Charme bestochen.

Besonders interessant wird die Handlung auch dadurch, dass mensch alles nur durch Lubins Augen sieht. Was seine andere Persönlichkeit in der Zwischenzeit macht, erfahren wir höchstens durch Nachrichten, die sie ihm manchmal hinterlässt. Dadurch wird mensch genauso orientierungslos wie Lubin selbst.

„Jene Tage, die verschwinden“ ist eine sehr berührende Geschichte, die mensch nicht so schnell vergisst. Zu lesen, wie Lubin dagegen ankämpft, verdrängt zu werden, und was das mit den Beziehungen zu den von ihm geliebten Menschen und zu seinem anderen Ich macht, ist bedrückend. Gleichzeitig gibt es auch immer wieder schöne Momente, wenn zum Beispiel seine Rückkehr gefeiert wird.