März 25

Die Träne des Phönix von C. J. Knittel

Nachdem die Alienrasse der „Krebell“ die Menschheit überrannt und die Menschenfrau Nicole die Seiten gewechselt hat, gerät sie durch Zufall in die Fänge von Rebell:innen in London. Wird sie sie überzeugen können, dass sie keine Verräterin ist und ihre Mission erfolgreich ausführen?

Was mir gut gefallen hat, ist, wie wir Nicole kennenlernen. Durch ihre jahrelange Arbeit für die Aliens, die die Menschen entweder versklaven oder ausrotten, hat sie ihre wahren Gefühle in den Hintergrund gedrängt und nach einiger Zeit unter den Menschen kommen sie langsam wieder ans Tageslicht.

Auch über andere Charaktere wie den menschlichen Soldaten Ian erfahren wir langsam mehr. Ihre Veränderungen wirken realistisch und trotz der geringen Seitenzahl sind sie nachvollziehbar.

Trotzdem handeln viele Figuren auf merkwürdige Arten und Weisen, die ich als Leser nicht richtig nachvollziehen konnte. Manchmal treffen sie Entscheidungen, die ich ihnen aufgrund ihrer bisherigen Charakterisierung überhaupt nicht zugetraut hatte.

Dazu kommt, dass ein Großteil der Seiten mit einer Dreiecksbeziehung zwischen Nicole und zwei Rebellen gefüllt ist, die ich nach dem Klappentext nicht erwartet hätte und die meiner Meinung nach immer wieder an unpassenden Stellen herausgeholt wird und so die eigentlich vorhandene Spannung schmälert.

März 23

Vaudrec: Herzen auf verlorenem Posten von Tharah Meester

Als Jackie beschließt, seine Freundschaft zu dem reservierten Fotografen John Vaudrec de Lille auszubauen und ihn zum gemeinsamen Treffen des Bekanntenkreises einlädt, trifft er zum zweiten Mal auf Dirigenten Dante de Medici. Und dieses Mal fliegen die Funken auf andere Weise als bei ihrem ersten Treffen…

Wenn zwei Sturköpfe wie diese beiden aneinandergeraten, ist Ärger vorprogrammiert. Doch aus den lustigen Neckereien, die einem beim Lesen ein ständiges Schmunzeln auf die Lippen treiben, wird schnell mehr und wir können die Entwicklung ihrer Beziehung, die trotz der anfänglichen Animositäten nicht übertrieben wirkt, Stück für Stück mitverfolgen.

Nicht nur die entwickelt sich jedoch, auch die Figuren selbst machen einige Veränderungen durch. Es ist schön, zu lesen, wie der verschlossene John langsam, aber sicher sein Herz öffnet und längst verdrängt geglaubte Emotionen an die Oberfläche lässt. Die eine oder andere Träne bleibt sowohl den Charakteren, als auch den Leser:innen dabei nicht erspart.

Besonders gut gelungen finde ich in diesem Band, wie auch der ganzen Reihe, dass die Missverständnisse zwischen den Protagonisten so realistisch sind. Es ist immer gut nachvollziehbar, wie sie zustande kommen und nie wirkt es so, als wären sie irgendwie in die Geschichte gezwungen worden, um die Handlung voranzutreiben.

Was mir auch wieder gut gefallen hat, ist, wie die Beziehungen und Treffen zwischen den Freund:innen, die wir schon seit einigen Bänden begleiten dürfen, dargestellt werden. Ihre humorvollen Kommentare und Spitzen gegeneinander sind immer köstlich zu lesen und mensch bekommt das Gefühl, selbst in diesen Kreis integriert zu werden.

März 23

Proxima-Solaris von C.J. Knittel

Auf dem Raumschiff Proxima-Solaris erwacht die Mannschaft aus einem jahrhundertelangen Kälteschlaf. Angetreten haben sie diese Reise aus unterschiedlichsten Motivationen, doch nun müssen sich alte Bekannte und neue Verbündete zusammenraufen, um sich den durch einen Krieg auf der Erde entstandenen Gefahren des Weltraums zu stellen.

Im Gegensatz zu vielen Büchern des Genres geht es hier nicht um opulente Raumschlachten oder Schießereien in den engen Korridoren eines Raumschiffes, auch wenn letztere durchaus vorkommen, sondern vor allem darum, die verworrene Situation in dem System, in dem das Schiff nach 200 Jahren ankommt, zu verstehen und ihr zu entkommen.

Besonders interessant finde ich auch die Perspektive auf Kryoschlaf, denn hier wird wirklich auf die Implikationen eingegangen, die es hat, mehrere hundert Jahre zu schlafen und in einer fremden Welt aufzuwachen. Die Figuren müssen damit klarkommen, dass alle, die sie einmal gekannt haben, längst tot sind und dass ihre letzte Nachricht von der Erde schon veraltet ist.

Die Charaktere werden aber nicht nur durch die Vergangenheit, mit der sie noch nicht haben abschließen können, interessant, sondern auch wegen ihrer Sichtweise auf sich und ihre Gegner:innen. Obwohl die Handlung viele Jahre in der Zukunft spielt, zeigt sie einige Parallelen zur heutigen Zeit, was Propaganda und Eskalation durch Nationalismus angeht.

Insgesamt bietet „Proxima-Solaris“ eine ungewöhnliche Sci-Fi-Geschichte, die den Fokus auf ihre Figuren legt und Dinge näher beleuchtet, die in anderen ihrer Art häufig unter den Tisch fallen.

März 23

Nocterra Sammelband 1 von Scott Snyder

Nachdem eine Dunkelheit über die Welt gekommen ist, die alle Lebewesen, die sich zu lange in ihr aufhalten, in schreckliche Monster verwandelt, kämpfen die Geschwister Val und Emory ums Leben. Als Emory jedoch selbst infiziert wird, gehen sie auf ein dubioses Angebot ein: Angeblich haben Gus und seine Enkelin Bailey einen Weg, das Licht zurückzubringen…

Was mich von Anfang an fasziniert hat, ist die Kreativität, mit der das ungewöhnliche Setting umgesetzt wird. Durch die besondere Art von Apokalypse, die sich von den üblichen Zombie- oder Aliengeschichten abhebt, stellen sich die Charaktere hier ganz eigenen Problemen und Gefahren und besuchen interessante Orte wie eine Zuflucht, die nur dank ihrer festlichen Beleuchtung beim Stadtfest, das gerade beim Zusammenbruch stattfand, überleben konnte.

Wir lesen gleichzeitig die Gegenwart, in der sie verfolgt vom mysteriösen und grausamen Blacktop Bill auf der Suche nach dem heilenden Licht sind, und die Vergangenheit, die vom Leben der Geschwister vor und kurz nach dem Zusammenbruch erzählt. Dabei werden interessante Parallelen aufgespannt und wir lernen die Figuren besser kennen, die einem schnell ans Herz wachsen und die schon in wenigen Seiten überraschend stark ausdifferenziert werden.
Der Ausgleich zwischen den halsbrecherischen

Verfolgungsjagden und Kämpfen und den Enthüllungen über den Ursprung dieser Apokalypse und Hinweise auf die wahren Absichten von Blacktop Bill ist gut gelungen. Es bleibt spannend von der ersten bis zur letzten Seite und natürlich endet der erste Sammelband auch gerade so, dass mensch unbedingt weiterlesen muss.

Der Zeichenstil komplementiert die Handlung perfekt. Sowohl die Actionszenen, von denen es hier verdammt viele gibt, als auch die ruhigeren Momente kommen perfekt herüber. Das liegt unter anderem daran, dass die Gesichtsausdrücke der Charaktere ihre Emotionen wirklich widerspiegeln. Und auch, dass hier eine Person extra für die Farben verantwortlich ist, wirkt sich positiv auf das Leseerlebnis aus.

März 23

Die Legenden von Trappland Ends von Lucian Caligo

Ausnahmsweise nimmt Kopfgeldjäger Abraham James einen für ihn ungewöhnlichen Auftrag an: Er soll die legendäre Kopfgeldjägerin Serena finden – und zwar, um sicherzustellen, dass sie in Sicherheit ist! Doch das ungewohnte Ziel stellt sich schnell als die geringste Überraschung heraus, und bald stecken er und Begleiterin Bella Hals über Kopf im größten Abenteuer ihres Lebens.

Die Geschichte wird hierbei vom Protagonisten selbst erzählt, der es mit der Wahrheit nicht immer ganz genau nimmt und auch mal Sachen überspringt, die für ihn nicht wichtig oder unangenehm sind. Dank seiner lockeren Art sorgt das häufig für Belustigung, manchmal aber auch für Verwirrung, wenn er auf eine angeblich von der lesenden Person gemachte Äußerung eingeht.

Nicht nur er, sondern auch die anderen Figuren können durch ihre schräge Art überzeugen und wachsen einem schnell ans Herz. Aber wie es sich für den wilden Westen gehört, ist nie sicher, wer auf welcher Seite steht und wer noch ein Ass im Ärmel hat.

Die Story mit ihren Wendungen konnte mich auch überzeugen, denn die Suche nach der Verschollenen gestaltet sich als überaus abwechslungsreich, da nach und nach mehr von der Vergangenheit der Personen und Orte enthüllt wird. Dadurch, dass James und Bella nicht immer ehrlich zueinander sind, kommt noch eine weitere interessante Komponente hinzu.

Auch Trappland Ends ist schon ein Charakter für sich. Die umbarmherzig brennende Sonne, die Lebewesen innerhalb von wenigen Minuten bis zum Tod austrocknen kann, sorgt für besonderen Nervenkitzel und wird, was mich gefreut hat, auch im extrem spannenden Finale noch einmal wichtig.

März 23

Biaoren – Die Klingen der Wächter 8 von Xianzhe Xu

Ayuya bekommt ihre erste Mission, um sich als angehende Grenzgängerin zu beweisen. Sie soll den jungen Ihnan zu einem Treffen der Tegreg-Stämme mit ihrem Herrscher, dem Heshana Khagan, eskortieren. Doch mächtige Leute wünschen, dass er sein Ziel nie erreicht…

In diesem Band treffen wir zwei altbekannte Figuren wieder: Ayuya, die tapfere Schützin, und den an seiner Ehre festhaltenden Pei Xingyan. Mich hat gefreut, dass wir mehr über den Verbleib der beiden erfahren haben, auch wenn ich gerne mehr darüber gelesen hätte, wie Daomas Abenteuer weitergehen.

Wie immer bekommen wir aber auch Flashbacks serviert, dieses Mal werden die Hintergrundgeschichten von Daoma und Kaiser Yang Guang beleuchtet, die neue Dimensionen dieser Figuren enthüllen und eine interessante Abwechslung darstellen.

An den Zeichnungen konnte ich mich wie gewohnt kaum sattsehen. Vor allem die Schlachten, in denen viele Leute in eine Szene gequetscht werden, sind beeindruckend. Und ein echtes Talent für Rüstungen und Pferde hat Xu Xianzhe auf jeden Fall auch.

Wie immer endet es spannend und ich freue mich schon auf den nächsten Abend. Allerdings gibt es inzwischen so viele Charaktere, dass wir insgesamt wenig Zeit mit den verschiedenen Figuren verbringe, weshalb mir die Bände inzwischen reichlich kurz vorkommen – mit allen Vor- und Nachteilen, die das mit sich bringt.

März 23

Biaoren – Die Klingen der Wächter 7 von Xianzhe Xu

Daoma, Zishilang und der Rest der Truppe haben ihr Ziel erreicht: Die Höhle eines einsamen Schmiedes, der jahrelang daran gearbeitet hat, ein legendäres Schwert zu reparieren. Doch was hat das mit der geplanten Rebellion zu tun? Und wie lange wird es dauern, bis ihre Verfolger:innen aufholen?

Dieser Band besteht größtenteils aus Rückblicken, die die Geschichte des Schwertes und inwiefern sie mit den Unruhen im Land und Daomas Vergangenheit zu tun hat, beleuchten. Dabei bleibt die Action stellenweise auf der Strecke, was sich durch die Einblicke, die wir dadurch bekommen, aber auszahlt. Und in der zweiten Hälfte geht es sowieso wieder mit den blutigen Kämpfen weiter, wie gewohnt.

Auch die beiden Häscher:innen Diting und Kuizhi dürfen wir wieder in Aktion erleben und wir erfahren einiges über Zishilangs mysteriöse Pläne. Vor allem aber lernen wir den kleinen Stotterer besser kennen und erfahren sogar seinen Namen und seine Vergangenheit. Mir gefällt gut, mit welcher Sorgfalt die benannten Figuren hier behandelt werden – es ist nicht so, als würde Nebencharakter um Nebencharakter nur als Kanonenfutter in die Geschichte geworfen werden.

Wie immer sind die schwarz-weißen Zeichnungen perfekt getroffen. Was mich vor allem immer wieder beeindruckt, ist, wie unterschiedlich die Figuren aussehen und wie leicht mensch sie wiedererkennen kann, obwohl sie alle halbwegs realistisch gehalten sind.

Der siebte Band ist auf dem hohen Niveau seiner Vorgänger geblieben. Wie immer gibt es übertriebene Action mit spannenden Kampfszenen, und die Mysterien der Vergangenheit kommen erneut nicht zu kurz.