April 30

Bu Tian Ge – Die Ballade von den Himmelsstürmern 1 von Xia Da

Die beiden Geschwister Quchen und Ating werden kurz nach der Geburt getrennt und während der ältere Bruder auf dem Berg Penglai der daoistischen Magie unterwiesen wird, lernt die jüngere Schwester von einem sterblichen Kampfkunstmeister. Doch ihre Schicksale bleiben untrennbar miteinander verbunden und böse Mächte mischen sich schon bald in ihre Leben ein.

Was auch Leuten, die nur das Cover betrachten, direkt auffallen wird, ist der einzigartige Zeichenstil. Er ist angelehnt an traditionelle chinesischen Techniken, was ihm einen beeindruckenden Detailreichtum verleiht. Außerdem positiv anzumerken ist, dass der Manhua komplett in Farbe gehalten ist.

Besonders gelungen ist auch die Mischung aus historischen und mythologischen Elementen. Dank Fußnoten werden auch Leser:innen abgeholt, die sich mit dem Thema bisher nicht beschäftigt haben, sodass es jeder Person leichtfallen sollte, in diese fiktive Epoche chinesischer Vergangenheit einzutauchen.

Die beiden Protagonist:innen könnten unterschiedlicher nicht sein: Während Quchen sich ruhig und bedacht verhält, möchte seine Schwester am liebsten ständig ihre Stärke messen und sorgt für einiges Chaos. Gerade dadurch werden ihre Interaktionen umso interessanter.

Der erste Band schafft es, einen gut in die Geschichte einzuleiten. Er zeigt schon einige Regeln dieser Welt auf und führt interessante Figuren ein, in die mensch sich gut einfühlen kann. Gleichzeitig wirft er auch viele Fragen auf, auf deren Beantwortung in folgenden Bänden ich schon gespannt bin.

April 29

Biaoren – Die Klingen der Wächter – Band 6 von Xianzhe Xu

Daoma und seine Truppe reist weiter ins Ungewisse, geführt von dem Rebellenanführer Zhishilang. Doch auf dem Weg werden sie immer wieder von kaiserlichen Häschern aufgehalten und auch in anderen Gebieten des Reiches verschwören sich mächtige Kräfte gegen sie.

Auch in diesem Band lernen wir neue, interessante Charaktere kennen, allen voran Shubao, einen der besagten Häscher, und den einflussreichen Kriminellen Yuwen Zhiji, „der Pate“ genannt. Außerdem erfahren wir mehr über die bereits bekannten Figuren, es werden neue Hinweise auf die düstere Vergangenheit von Shu und Daoma selbst gemacht.

Wie aus den vorangegangenen Bänden bekannt, wird hier die perfekte Mischung aus Action, historischen Hintergründen und politischen Verflechtungen getroffen. Es bleibt immer spannend, egal, ob es um einen Dialog oder einen „richtigen“ Kampf geht.

Auch zeichnerisch wird hier wieder alles gegeben. Besonders hervorzuheben sind die rasanten Actionszenen, aber besonders angetan hat es mir auch das Gespräch zwischen General Yuwen Shu und seinem Kaiser, der immer wieder als Drache dargestellt wird, um seiner erdrückenden Präsenz das richtige Gewicht zu verleihen. Auch die Szene mit den Höhlenmalereien im letzten Kapitel hat mich künstlerisch sehr beeindruckt.

Der sechste Band von „Die Klingen der Wächter“ konnte mich wieder richtig begeistern. Ich konnte ihn von der ersten bis zur letzten Seite nicht mehr aus der Hand legen und kann die Fortsetzung kaum erwarten.

April 28

Diesel von Tom Dekker

Die City, die das Zuhause von Greg und seiner Gemeinschaft darstellt, wird wieder von einigen Krisen gebeutelt: Es geht ein Feuerteufel um, der ausgerechnet Gemeinschaften als Ziel ausgesucht hat, die Pressefreiheit wird vom Obersten Richter Collin Rand bedroht und dann soll auch noch während einer allgemeinen Dieselknappheit ein Rollerrennen in der neuen Arena stattfinden. Kann das gutgehen?

Im dritten Band der Terapolis-Reihe werden überraschende Charaktere ins Rampenlicht gerückt: Der windige Gordon Fletcher, der sich mit politische Einfluss erschleichen will, die verrückte Erfinderin Gloria, aber auch altbekannte Figuren wie Bobby Lane und Natty werden hier näher betrachtet und dürfen neue Seiten zeigen.

Die Dialoge zwischen den Figuren sind lebensnah und humorvoll. Vor allem ihre Gespräche über die politischen Entwicklungen in der Stadt sind anregend und die verschiedenen Meinungen, die dabei aufeinandertreffen, lassen die Beteiligten realistischer und menschlicher erscheinen.

Was mir auch gefallen hat, ist, dass sich die Geschichte nicht auf das Leben einer Hauptfigur beschränkt, sondern die Vorgänge in der ganzen Stadt und wie sie die verschiedensten Charaktere betreffen, beleuchtet werden. Dadurch wirkt die Welt viel lebendiger und es wird möglich, kompliziertere politische Machenschaften in die Story einfließen zu lassen.

Vor allem das Dieselrollerrennen, das den Höhepunkt dieses Bandes darstellt, hat es in sich und ist spannend beschrieben. Und die nachfolgenden Ereignisse lassen mich umso gespannter auf den nächsten Band sein!

April 23

Moonlight City Drive 2: Electric Boogaloo von Brian Paone

Inzwischen hat Smith Anya viele Jahre gedient und die beiden sehen sich nach einem würdigen Nachfolger für ihn um, den sie in Detektiv Stepp gefunden zu haben glauben. Gleichzeitig beginnt seine Enkelin Melissa, selbst in die Fußstapfen der Hexe zu treten und lässt sich auf ein gefährliches Spiel mit dem Feuer ein.

Was mir vor allem gefallen hat, ist, wie unterschiedlich Smith und Stepp charakterisiert sind, obwohl Anya ihnen die gleiche Rolle zugedacht hat. Sowieso sind die Persönlichkeiten der Figuren hier sehr stark ausgeprägt und es ist mir nicht schwergefallen, ihnen gegenüber starke positive oder negative Gefühle zu entwickeln.

Auch die Erweiterungen der magischen Spielregeln in der Welt sind schlüssig und lassen mich vor allem auch gespannt auf den dritten Band der Trilogie sein. Es gibt einige Überraschungen, was Anyas Fähigkeiten und das Verhalten der Geier angeht und auch die Entwicklungen, die Melissa durchmacht, sind sehr interessant.

Mein einziger Kritikpunkt ist, dass einige Ereignisse des Finales aus dem Nichts kommen. Es gibt einen wirklichen „Wettlauf gegen die Zeit“, um Anyas finstere Pläne zu durchkreuzen, weil ihr Widersacher bis zum Schluss gar nicht bekannt ist, was andererseits auch wieder für eine plötzliche Wendung sorgt.

Insgesamt hat mir der zweite Teil noch besser gefallen als der erste. Zwar fehlte der Überraschungsmoment, in dem übernatürliche Elemente ursprünglich begannen, eine größere Rolle zu spielen, aber er ist insgesamt in sich schlüssiger und durch die Beteiligung von sympathischeren Figuren auch spannender.

April 16

Eiselfen: Das Geistertor von Josefine Gottwald

Lúthiens Erzfeind Hrimnir lässt ihm keine Ruhe und überredet einen Fürsten nach dem anderen, sich von den Eiselfen abzuwenden. Obwohl Auriel und Lúthien gerade ihren Sohn verloren haben, müssen sie reagieren und versuchen, in dieser heiklen Lage einen Krieg abzuwenden…

Auch der siebte Band der Reihe sticht vor allem durch seine feinfühlige Charakterisierung der Hauptfiguren heraus. Die Trauer und Verzweiflung der Protagonist:innen wird eindrucksvoll dargestellt und auch die Widersacher:innen haben nachvollziehbare Intentionen, die es unmöglich machen, sie als wirklich „böse“ zu sehen.

Nicht nur über Lúthien und die Geheimnisse seiner Familie erfahren wir hier mehr, auch Hjárn und Hrimnir zeigen neue Seiten. Keine der Figuren bleibt hier zweidimensional, sodass es leicht ist, sich in alle einzufühlen.

Die Handlung ist hier zweigeteilt: Während sich der Anfang eher mit dem persönlichen Schicksal der Charaktere befasst, geht es zum Ende hin in eine actionorientierte Richtung. Dieser Abwechslungsreichtum ist eine der Stärken der Reihe, durch die sie durchgehend spannend bleibt.

Dieser neue Band hat meine Erwartungen wieder einmal übertroffen. Das Ende macht Lust auf mehr und lässt mich gespannt auf die Fortsetzung warten.

April 10

Die Ringe von Ector von Benjamin K Hewett

Eigentlich will sich der „Beschaffungskünstler“ Tees nur aus Ärger heraushalten und seine kleine Familie ernähren, doch als der unbedarfte Paladin Magnus in Unterector ankommt und alles auf den Kopf stellt, wird er trotzdem in das entstehende Chaos hineingezogen.

Es wird schnell klar, dass sich der Protagonist selbst nicht ganz so erst nimmt, was die Story, die sehr düster hätte sein können, gehörig auflockert. Sowieso ist er eine sehr sympathische Figur, die dem Bild eines klassischen Helden wegen seiner Berufswahl und seinen realistischen, nicht heroischen Entscheidungen nicht entspricht – Dafür gibt es ja schon Magnus.

Auch die anderen Charaktere haben mir gut gefallen. Vor allem die beiden Kinder des Protagonisten habe ich ins Herz geschlossen, weil sie eigen- und widerständige Menschen sind, die nicht einfach in die Geschichte eingefügt wurden, damit Tees eine ausreichend große Motivation für seine Taten hat. Die anderen Figuren glänzen aber auch sehr sympathisch mit ihren Macken und Marotten.

Die Actionszenen sind gut und flüssig beschrieben. Dadurch, dass die meisten Gegner Tees körperlich überlegen sind, muss er sich andere Taktiken überlegen oder sie mit der Hilfe seiner Verbündeten schlagen, was sie umso spannender macht als einen reinen Schwertkampf zwischen Ebenbürtigen.

Der erste Band hat eine spannende und auch für sich allein lesbare Story mit überraschenden Wendungen und Enthüllungen. Auch die bisherigen Anspielungen auf die Welt jenseits von Unterector und die Charaktere, in die mensch sich leicht einfühlen kann, machen gespannt auf die Fortsetzung.

April 6

Aibohphobia von Kurt Fleisch

Zuerst einmal sollte gesagt werden, dass ein Klappentext diesem Buch nicht wirklich gerecht werden kann. Ja, es geht um den Briefkontakt eines Psychiaters mit seinem Patienten, während dessen immer unklarer wird, was real ist und was nicht und wer hier wirklich verrückt ist. Den Kern der Sache zu treffen, ohne zu viel zu verraten, ist aber nicht so einfach möglich.

Das Buch besteht aus den von Dr. H geschriebenen Briefen, aus denen allerdings auch klar wird, was Herr S. geantwortet hat – oder zumindest, wie Dr. H diese Antworten aus seiner Sichtweise als Arzt interpretiert hat, was später noch wichtig wird. Dadurch ist der Lesefluss angenehm und lückenlos.

Was mir auch gefallen hat, ist der humorvolle und lockere Schreibstil. Ja, Dr. H wirft mit Fachausdrücken um sich, aber das hindert den ironischen Humor nicht daran, durchzuscheinen und das Leseerlebnis sehr unterhaltsam zu machen.

Vor allem das Ende hat es in sich und es ist einer dieser Aha-Momente, bei dem mensch die zurückliegenden Ereignisse plötzlich in einem ganz anderen Licht sieht und bei dem sich neue Interpretationen der geschriebenen Sätze ergeben.

Meine anfänglichen Erwartungen wurden ganz und gar nicht bestätigt, doch in diesem Fall ist das etwas Gutes. Mich hat das Buch mehr begeistert, als ich anfänglich gedacht hätte und ich kann definitiv eine uneingeschränkte Leseempfehlung aussprechen!

April 3

Deadwood von Pete Dexter

In „Deadwood“ werden die Ereignisse erzählt, die sich so hätten zutragen können zwischen bekannten Persönlichkeiten des Wilden Westens wie Wild Bill Hickok, Charlie Utter und Calamity Jane.

Das ist gleichzeitig eine Stärke und eine Schwäche des Buchs. Zwar heißt es, dass das Leben die schönsten Geschichten schreibt, aber leider bilden diese Geschichten keinen Spannungsbogen wie bei rein fiktiven, was die beschriebenen Ereignisse relativ zusammenhang- und belanglos erscheinen lässt.

Und obwohl die Figuren bekannt sind, haben sie keine sonderlich bemerkenswerten Leben geführt. Klar gab es Intrigen und Schießereien, aber weil die Charaktere weder richtig sympathisch noch unsympathisch genug, um interessant zu sein, sind, hat mich das relativ kalt gelassen.

Das Setting hingegen ist perfekt getroffen worden. Hier gibt es keine romantischen Verklärungen des „Wilden Westens“, er wird mit all seinen Seiten dargestellt. Dadurch kommt eine eindrucksvolle Stimmung auf, die mich trotzdem in den Bann ziehen konnte.

Am Ende nimmt die Handlung jedoch Fahrt auf und ich konnte auch mit den Protagonist:innen warm werden. Auch die Vielzahl von Charakteren hat dazu geführt, dass sich ihre Schicksale doch noch auf spannende Arten und Weisen verflochten und ein halbwegs stimmiges Gesamtbild abgegeben haben.