März 26

Die Stadt der stillen Feuer von Florian Clever

Mit dem wohlverdienten Ruhestand schon vor Augen, muss sich Ratsherr Sajit einer neuen Gefahr für Mesrée stellen: Nicht nur ein Monsun und eine damit einhergehende Seuche bedrohen die Stadt, auch ein uralter Schattendämon hat sich eingeschlichen und versucht, Besitz von den Menschen zu ergreifen.

Neben Sajit kehren auch andere liebgewonnene Charaktere zurück: Furat, der frühere Hafenmeister, der Kommandant Udai und auch Sajits Frau Misha, die hier mal in einer ganz anderen Rolle auftrifft. Vor allem die Mischung aus sympathischen und unsympathischen Figuren, die alle realistische Motivationen zugeschrieben bekommen haben, hat mir wieder gefallen.

Auch der Protagonist selbst kann sich sehen lassen. Er hat schwierige Entscheidungen zu treffen und hadert mit ihnen. Sein Umgang mit der Extremsituation und seinen politischen wie tödlicheren Widersacher:innen ist nachvollziehbar und menschlich.

Wie im ersten Band ist auch der Schreibstil sehr angenehm zu lesen. Er ist locker und humorvoll, ohne dass sich das negativ auf die spannenden und traurigen Szenen auswirkt. Das führt dazu, dass auch dieses Buch wieder extrem schwierig aus der Hand zu legen war.

Auch wieder gut gelungen ist, dass sich die Gefahren anhäufen und Sajit mit allen gleichzeitig konfrontiert wird. Besonders, wie diese Ereignisse am Ende zusammengeführt werden, hat mir gut gefallen.

März 18

Neobiota: Das humane Relikt von Ryan Rockwell

In Neobiota: Das humane Relikt geht Paz‘ Überlebenskampf weiter. Scheinbar gerettet, muss sie erkennen, dass auf dem neuen Raumschiff etwas gehörig schiefläuft und sie eine Gefangene, kein Gast ist.

Wie schon im ersten Band ist sie eine interessante und gut gewählte Protagonistin. Sie ist keine Action-Heldin im klassischen Sinne und trifft keine kühl kalkulierten Entscheidungen, aber in Notsituationen kann sie über sich hinauswachsen.

Auch ihr Mitgefangener Ellis hat mir gut gefallen, gerade weil er sich mehr um sein eigenes Überleben kümmert als darum, das „Richtige“ zu tun und so einen Gegenpol zu Paz bildet.

Was mich ebenfalls beeindruckt hat, ist, wie die Spannung konstant aufrechterhalten worden ist. Es gibt kaum Atempausen für die Protagonist:innen und als Leser:in eilt mensch atemlos von Seite zu Seite, um zu erfahren, wie es weitergeht.

Ich kann auf jeden Fall sagen, dass mir der zweite Band sogar noch besser gefallen hat als der erste. Vor allem das Finale hat es hier noch einmal richtig in sich und macht mich gespannt auf die Fortsetzung von Paz‘ Abenteuern.

März 14

Teuflischer Walzer von Frank Tallis

Als in Wien im Jahre 1904 eine Leiche gefunden wird, vor der drei Stühle wie bei einem Ehrengericht aufgestellt sind, tauchen Inspektor Reinhardt und der Psychologe Max Liebermann in die Schattenseiten der eleganten Metropole ein.

Was mir direkt positiv aufgefallen ist, sind die exakt recherchierten Details, die die Epoche und den Ort realistisch erscheinen lassen. Dazu gehört auch das Auftauchen von interessanten historischen Persönlichkeiten wie Sigmund Freud und Ferdinand Porsche.

Leider hört die Akkuratesse der Recherche beim Thema Anarchismus auf, denn anarchistische Organisationen werden ausnahmslos als gewalttätig und bizarrerweise auch hierarchisch organisiert dargestellt. Und warum die fiktive Version von Peter Kropotkin als skrupelloser und heuchlerischer Attentäter beschrieben wird, kann ich mir auch nicht erklären.

Dafür ist der Fall an sich umso spannender. Es gibt hier keinen typischen Verlauf und die beiden Ermittler müssen auch zu Methoden greifen, die zu damaligen Zeiten noch total modern und unbekannt waren – wie die Analyse von Fingerabdrücken.

Auch die beiden Protagonisten und ihre Freundschaft hat mir gefallen. Ihre Dialoge sind clever und angenehm zu lesen und es ist interessant, in ihre Weltanschauungen einzutauchen.

März 10

Cikâste: Schattenkrieger von Silja Zachian

Seit die vier Seals Andy, Mike, Sam und Rick mit den sogenannten Schatten in Berührung gekommen sind, verfügen sie über übernatürliche Kräfte. Jetzt wollen sie aus dem Militär aussteigen und ihr eigenes Leben auf die Beine stellen. Wird es ihnen gelingen oder wird sie die Vergangenheit einholen?

Diese vier Charaktere sind zugleich auch das Herzstück der Geschichte. Durch ihre eigenen Persönlichkeiten und die ihrer Schatten heben sie sich voneinander ab und ihre Interaktionen untereinander vermitteln einem ein gutes Bild über ihre Beziehungen.

Einen Kritikpunkt habe ich aber doch: Es scheint alles zu gut zu passen. Weil die Protagonisten allesamt so stark sind, kommen sie bis auf eine Szene nie in wirkliche Bedrängnis, was den ansonsten gut geschriebenen Actionszenen die Spannung nimmt.

Auch der Aufbau ihrer neuen Heimat und das Finden ihrer Partner:innen läuft extrem glatt und lässt den Handlungsverlauf etwas künstlich erscheinen.

Trotzdem bin ich gespannt darauf, wie sich die Abenteuer der Vier noch entwickeln werden und ob sie eine:n Gegner:in finden werden, der ihnen wirklich Paroli bieten kann. Sympathisch genug, um mich an einer Fortsetzung interessiert sein zu lassen, sind die Charaktere auf jeden Fall.

März 1

Stille zwischen den Sternen von Sven Haupt

Die Ausnahmepilotin Hien Otis und ihre Schiffs-KI Jane werden zu einer besonderen Aufklärungsmission geschickt und begegnen dort einem Phänomen, das die bekannten Grenzen der Physik übersteigt. Werden die beiden es überwinden können, ohne ihre Menschlichkeit zu verlieren?

Während andere Sci-Fi-Bücher auf Raumschlachten setzen, geht es hier wirklich um Aufklärung, das tut der Spannung jedoch keinen Abbruch. Herausfinden, was dort wirklich passiert ist und passieren wird, ist hier nämlich weitaus spannender als reine Action.

Was mir besonders gefallen hat, sind die Charaktere. Die drei Protagonist:innen sind detailliert ausgearbeitete Figuren und heben sich stark voneinander ab. Vor allem Hien, die sich immer weiter von ihrer Menschlichkeit entfernt, dabei aber nicht gerade logischer und roboterähnlicher wird, hat es mir angetan.

Das Herzstück der Geschichte sind vor allem ihre Interaktionen untereinander, die immer eine perfekte Mischung aus humorvoll und tiefgründig darstellen. Es macht einfach Spaß, sie zu lesen.

„Stille zwischen den Sternen“ hat mich wirklich positiv überrascht. Das Buch setzt ganz andere Maßstäbe als andere seines Genres und wirft interessante Fragen darüber auf, was es bedeutet, ein Mensch zu sein.