Januar 28

Der Wal und das Ende der Welt von John Ironmonger

Als der Analyst Joe Haak in dem Fischerdorf St. Piran angespült wird, stellt er das Leben der kleinen Gemeinde komplett auf den Kopf. Doch nicht einmal seine beruflichen Fähigkeiten reichen aus, um vorherzusehen, welche Auswirkungen sein Erscheinen haben wird.

Es fällt mir schwer, über dieses Buch zu schreiben. Objektiv betrachtet stimmt es, dass nicht viel passiert und es keinen wirklichen Spannungsbogen gibt, trotzdem hat es mich die ganze Zeit über gefesselt. Vielleicht, weil es mal eine ganz andere Sicht auf die „Apokalypse“ bietet. Oder, weil wir uns gerade in einer ziemlich ähnlichen Situation befinden wie die Charaktere, obwohl das Buch ursprünglich schon 2015 veröffentlicht worden ist.

Was mir besonders gefallen hat, sind die verschiedenen Figuren. Sie heben sich voneinander ab, ohne irgendwelche übertriebenen Charaktereigenschaften zur Schau zu stellen. Es sind einfach normale Menschen und wahrscheinlich kennt jede Person Leute, die ihnen ähneln.

Die Handlung ist ebenfalls ungewöhnlich für das Setting: Weder zu einem beschaulichen Roman, der in einem kleinen, englischen Dorf spielt, in dem jeder jeden kennt, noch zu einer Geschichte über ein mögliches Weltuntergangsszenario will sie wirklich passen, und das macht den Reiz aus.

„Der Wal und das Ende der Welt“ hat mich überrascht. Ich hatte von Anfang an keine Ahnung, wie die Handlung verlaufen konnte und war bis zum Ende gespannt, was passieren würde.

Januar 18

Das große Buch der Collagen von Maria Rivans

Maria Rivans, eine geübte Collagenkünstlerin, stellt im Anfang des Buches einige ihrer Techniken und Collagen vor, darunter auch einige, die mit Materialien aus diesem Buch erstellt wurden und ein gutes Beispiel dafür bieten, was damit möglich ist.

Der Großteil des Buches besteht aus verwendbaren Bildern zu verschiedenen Themen, zum Beispiel Vintage-Fotos von Menschen, Schmetterlinge, Gebäude, bekannte Kunstwerke…

Menschen, die gerne Collagen im Retro-Stil erstellen, finden hier eine gute Auswahl von Bildern zu diversen Themen, ohne dafür lange im Internet oder in alten Magazinen kramen zu müssen.

Januar 18

Piratengesindel: Untergang von Florian Clever

Im dritten und letzten Band der Piratengesindel-Saga muss sich Casim endlich seinem größten Widersacher, seinem eigenen Onkel, stellen. Doch ist der junge Kaufmannssohn dem intriganten Händler gewachsen?

Für das große Finale werden noch einmal alle Register gezogen: Epische Seeschlachten, hinterhältige Pläne und actionreiche Nahkämpfe. Es bleibt bis zum Schluss spannend, wie der Schicksalsgott Taront da seine Späße mit Casim und seiner Crew treibt.

Die liebgewonnenen Pirat:innen aus den ersten beiden Teilen sind natürlich auch wieder dabei und der Eine oder Andere zeigt noch eine ganz andere Seite an sich, im Guten wie im Schlechten.

Auch Casim selbst macht eine stolze Veränderung durch. Die Verwandlung vom Kaufmannssohn zum Piratenfürsten scheint abgeschlossen, aber so leicht lässt er sich nicht in eine Schublade stecken.

Alles in allem bietet der Abschlussband der Reihe wieder beste Unterhaltung und einige Überraschungen, die Casims Reise bis zum Ende turbulent und unvorhersehbar sein lassen.

Januar 10

Die Mitternachtsbibliothek von Matt Haig

Als Nora Seed in ihrem Leben keinen Ausweg mehr sieht, beschließt sie, Selbstmord zu begehen. Stattdessen wacht sie in der sogenannten „Mitternachtsbibliothek“ auf, in der sie die Chance hat, zahlreiche Leben auszuprobieren, in denen ihr alternatives Ich andere Entscheidungen getroffen hat.

Diese Idee hat mich direkt gefesselt. Wahrscheinlich hat sich jede Person schon gefragt, wie sich ihr Leben entwickelt hätte, wenn sie nur diese eine Sache – egal ob groß oder klein – anders gemacht hätte. Matt Haig führt diesen Gedanken weiter und spielt damit, indem er zahlreiche Facetten von Noras Charakter aufgreift und daraus neue Leben für sie erfindet, die sich allesamt realistisch anfühlen.

Noras Verzweiflung ist von Anfang an gut nachzuvollziehen und ihre Reaktion auf die bizarre Situation ist es ebenfalls. Sie bleibt auch im Verlauf des Buches sehr sympathisch und die Veränderung ihrer Weltsicht wird realistisch, aber leider auch vorhersehbar beschrieben.

Sowieso wirken die Einsichten, die sie auf ihrer Reise hat, nicht unbedingt tiefgründig. Logisch ist wohl jeder Person klar, dass sich Leid nicht verhindern lässt, selbst wenn mensch die perfekten Entscheidungen trifft, hier wird es praktisch wie die Erkenntnis schlechthin dargestellt. Das hat mich allerdings nicht stark gestört, weil es trotz allem etwas Anderes ist, das zu wissen und es zu fühlen, wie Nora es hier eindrucksvoll tut.

Der Autor beweist auf jeden Fall, dass er seine Figuren gut kennt und es ist spannend, zu lesen, wie sie sich in den unterschiedlichen Leben verändert haben. Ihre grundlegenden Charakterzüge bleiben dabei gleich, aber es wird eindrücklich gezeigt, wie auch vermeintlich kleine Entscheidungen große Konsequenzen haben können.

Januar 4

Assassin’s Creed: Der Ming-Sturm von Yan Leisheng

Als Assassinin Shao Jun mit der Vorläuferschatulle nach China zurückkehrt, beginnen die den Templern nahestehenden Acht Tiger sofort, Jagd auf sie zu machen. Mit nur ihrem Mentor als Verbündeten muss sie gegen die mächtige Organisation ankämpfen und dabei die Geheimnisse der Schatulle bewahren.

Erst einmal hat es mich gefreut, dass ausgerechnet Shao Jun, von der wir bisher viel zu wenig gesehen haben, als Protagonistin ausgewählt wurde. Sowieso ist ihre Situation, in der die Bruderschaft ihres Landes schon zerschlagen wurde und sie versuchen muss, sie wiederaufzubauen, sehr interessant.

Der Autor wird außerdem dem chinesischen Setting gut gerecht, indem sich die Figuren auf chinesische Philosophie beziehen und die entsprechenden Kampfkünste ausüben. Vor allem hat mich beeindruckt, dass jeder Charakter einen eigenen Kampfstil mit einzigartigen Techniken hat, die sehr anschaulich beschrieben werden.

Anfangs hatte ich befürchtet, dass jetzt alle Acht Tiger stumpf nacheinander abgehandelt werden, aber die Handlung bietet Einiges an Abwechslung, was die Strategien, gestellten Fallen und auch Überraschungen über die Identitäten der Gegner angeht.

Insgesamt konnte ich mich allerdings nicht besonders gut in die Figuren hineinversetzen, was vermutlich daran liegt, dass sie sich in einer Ausnahmesituation befinden und kaum Atempausen bekommen. Die Ausnahme davon ist Shao Jun selbst, deren Gedanken und Entwicklung sehr nachvollziehbar dargestellt werden.