November 28

Neobiota: Der Ausbruch von Ryan Rockwell

Als tausende Schiffe der Föderation ihre Heimatstation Torrance angreifen und Technikerin Paz gerade so mit dem Leben davonkommt, ahnt sie nicht, dass ihr verzweifelter Kampf ums Überleben gerade erst anfängt – Denn andere Menschen sind längst nicht mehr die einzige Gefahr, die im Weltraum lauert.

Dieses Buch bietet wirklich Spannung von der ersten Seite. Und immer, wenn mensch gerade mit einer kleinen Verschnaufpause rechnet, geht es direkt mit irgendeinem neuen Schrecken, gegen den Paz und ihre Verbündeten ankämpfen müssen, weiter.

Noch spannender wird es dadurch, dass die Protagonistin sehr sympathisch ist. Im Gegensatz zu Charakteren in vielen anderen Horrorstorys verhält sie sich nämlich vernünftig und trifft logische, aber menschliche Entscheidungen.

Auch, dass sie eben keine ausgebildete Soldatin, sondern eine Technikerin mit fragwürdiger Vergangenheit ist, trägt dazu bei. Schön ist auch, dass sie dank ihres technischen Wissens einige kreative Pläne schmiedet.

Neobiota: Der Ausbruch bietet eine erfrischende Mischung aus Science Fiction und Horror und hat es geschafft, mich von der ersten bis zur letzten Seite zu begeistern. Wer ein Fan dieser Genres ist, sollte diesem Buch auf jeden Fall eine Chance geben!

November 23

Piratengesindel: Inferno von Florian Clever

Die Grauen Seelen scheinen keine Chance gegen die Scharen der Seehexe Bora Gon zu haben, als Casim eine weitere Vision erhält, die das Schicksal wenden könnte. Doch kann er dem Schicksalsgott Taront nach all den Rückschlägen noch trauen? Und werden die Grauen Seelen alles auf diese zweifelhafte Karte setzen?

Der zweite Band verschwendet keine Zeit und wirft einen direkt in die Action. Es ist keine Übertreibung, zu behaupten, dass er spannend von der ersten Seite ist. Dabei gibt es eine schöne Mischung aus Seeschlachten, Verfolgungsjagden durch die engen Gassen von Mesrée und heimlichen Aktionen bei Nacht und Nebel.

Wir lernen hier auch wieder alle möglichen interessanten Charaktere kennen, aber die liebgewonnenen Figuren aus dem ersten Band tauchen auch wieder auf. Vor allem Casims Entwicklung hat mich hier wieder beeindruckt, die Nebencharaktere können sich allerdings auch sehen lassen.

Vor allem das Ende hat es auch wieder in sich, weil eine überraschende Wendung die nächste jagt. Dabei kommt wie üblich der Humor nicht zu kurz, was einen aber nicht davon abhält, zu jedem Zeitpunkt mitzufiebern.

Der zweite Band übertrifft meiner Meinung nach sogar den ersten. Auf jeden Fall greift er alle Elemente auf, die diesen so gut gemacht haben und das Ende lässt mich den Abschlussband mit großer Vorfreude erwarten!

November 22

Soontown (Gesamtausgabe) von Clark C. Clever

Die Soontown-Trilogie begleitet die beiden TeenagerInnen Ellen und Ricco, die sich in ihrer amerikanischen Heimatstadt sowohl mit den Problemen des Alltags, als auch mit UFOs, Killer-Cyborgs und sogar einem waschechten Alienangriff herumschlagen müssen.

Daraus entwickelt sich eine humorvolle und gleichzeitig spannende Geschichte um die skurrilen Bewohner Soontowns und die Verflechtungen, durch die sie alle auf ihre eigene Art und Weise in die Geschehnisse hineingezogen werden. Dabei lernt mensch sie schnell kennen und lieben. Was mir an der Reihe besonders gefällt, ist die Vielzahl von Charakteren, die alle im Kontext der Geschichte realistisch, für unsere Verhältnisse aber eher liebenswert verrückt – und auf jeden Fall sehr menschlich – sind.

Dass es sich hier um keine bierernste Science Fiction handelt, ist damit schon klar. Obwohl es der Handlung definitiv nicht an Spannung fehlt und mensch mit den Protagonisten mitfiebern kann, wird die ganze Sache mit Humor genommen. Das merkt mensch schon an der Art und Weise, wie die jeweiligen Bösewichte ihre Pläne umsetzen wollen, aber auch am humorvollen Schreibstil.

Sowieso wird hier mit einigen Klischees über das Leben in Amerika und die Außerirdische gespielt, was die Geschichte an einigen Stellen realitätsnah und an anderen komplett abgefahren erscheinen lässt. „Soontown“ ist wie ein 80er-Sci-Fi-Film in Buchform und bietet damit in allen drei Bänden beste Unterhaltung.

Am Ende trifft man noch einmal auf alle liebgewonnen Charaktere, deren Handlungsstränge zufriedenstellend abgeschlossen werden und bekommt natürlich auch die Auflösung des Rätsels, das die Reihe von Anfang an begleitet hat, sodass mensch hier eine komplett abgeschlossene Geschichte bekommt.

November 15

Schlachthof 5 von Kurt Vonnegut

„Schlachthof 5“ ist eines der ungewöhnlichsten Bücher, die ich je gelesen habe. Es geht um Billy Pilgrim, der als Gehilfe eines Predigers im zweiten Weltkrieg Gefangener der Deutschen wird und immer wieder zwischen diesen traumatischen Ereignissen und Erinnerungen aus der Zukunft wechselt.

Was die Geschichte unter anderem besonders macht, ist, dass sich autobiografische Elemente mit komplett fiktiven mischen. Es gibt ein Vorwort, in dem Vonnegut selbst davon berichtet, wie dieses „Buch über Dresden“ zustande gekommen ist und an einer Stelle, als Billy einem bestimmten Soldaten flüchtig begegnet, schreibt er sogar, dass er das gewesen sei.

Gerade weil die Handlung so ungewöhnlich aufgebaut ist und zwischen den verschiedenen Zeiten und Dingen, die (rational gesehen) wirklich so passiert sind oder komplett ausgedacht sind, springt, konnte sie mich fesseln. Obwohl durch den Schreibstil immer eine gewisse Distanz zum Protagonisten behalten wird, ist sein Innenleben mit großer Einfühlsamkeit und Sorgfalt betrachtet worden.

Es braucht vielleicht ein Buch wie dieses, um sich der Absurdität des Krieges bewusst zu werden. Vonnegut schafft es mit seinen fast schon sachlichen Beschreibungen der geschehen Gräueltaten ein klares und erschreckendes Bild der Situation zu zeichnen.

Alles in allem ist „Schlachthof 5“ berührend und lädt auf eine ganz andere Art zum Nachdenken über den Krieg ein als moralisierende Kommentare und wissenschaftliche Artikel.

November 8

Moonlight City Drive von Brian Paone

Als Privatdetektiv Smith einen Hinweis auf den Boulevard-Killer erhält, der die Stadt in Atem hält, kann er nicht anders, als dem nachzugehen. Bald stellt er jedoch fest, dass er mit dem Mörder mehr gemeinsam hat, als er wohl zugeben würde und er wird immer tiefer in den Sumpf aus Gewalt und Sünde hineingezogen…

Das Buch basiert auf dem Konzeptalbum „Adultery“ von Dog Fashion Disco und so lassen sich zahlreiche Handlungsstränge und vor allem auch Songzitate davon wiederfinden. Teilweise wirken diese aber ein bisschen erzwungen – Vielleicht kommt es mir auch nur so vor, weil ich sie immer anders interpretiert habe. Bei den meisten hat es mich aber einfach gefreut, dass sie stimmungsvoll eingebracht worden sind.

Besonders gefallen haben mir die Charaktere, denn um selbst ein Songzitat unterzubringen: „No one is innocent and no one will be spared.“ Keine der Figuren ist wirklich sympathisch, aber sie sind alle glaubhaft und es macht umso mehr Spaß, von ihren Handlungen und Interaktionen zu lesen.

Apropos Handlung, die hat mich immer wieder mit ihren Wendungen überrascht. Es wurden nicht 1:1 die Plotansätze aus dem Album übernommen, sondern sie wurden auf verschiedene Arten und Weisen interpretiert, mit Inhalt gefüllt und umgedeutet, sodass an keiner Stelle offensichtlich war, worauf die Geschichte hinauslaufen würde.

Insgesamt hat mich das Buch positiv überrascht. Anfangs hatte ich meine Bedenken, weil das Album, auf dem es basiert, meine Erwartungen so hoch geschraubt hat, aber die wurden erfüllt. Paone ist mit sehr viel eigener Kreativität an die Sache herangegangen und hat mich gespannt auf die Fortsetzung gemacht.

November 3

Moby Dick von Herman Melville

Als Ismael auf dem Walfangschiff „Pequod“ anheuert, ahnt er noch nichts von Kapitän Ahabs Besessenheit vom legendären weißen Wal, Moby Dick. Doch dann beginnen düstere Vorzeichen, sich zu häufen.

Nachdem ich die über 900 Seiten dieses Klassikers gelesen habe, verstehe ich auch, warum es so viele gekürzte Versionen davon gibt. Melvilles Erzählung wandert ständig auf verschlungenen Pfaden weg von der eigentlichen Handlung und verliert sich in Kommentaren zu historischen Abbildungen von Walen oder darüber, wie verschiedene Arten der Meeressäuger klassifiziert werden können.

Einerseits ist es wirklich interessant, etwas über den Stand der Wissenschaft und Kunst und die Weltsicht der Menschen vor so vielen Jahren zu erfahren, andererseits beginnen diese „Unterbrechungen“ ab Seite 500 irgendwann, nervig zu werden. Insgesamt finde ich es aber erfrischend, ein Buch zu lesen, dass sich so stark von den üblichen, modernen Erzählformen abhebt.

Beeindruckend ist außerdem die Beschreibung des gewaltigen Ozeans samt der darin hausenden Lebewesen. Kein anderer Autor, den ich kenne, hat es geschafft, die unendliche Kraft und das sprunghafte Gemüt des Meers so naturgetreu darzustellen und einem durchs bloße Lesen die grausame Schönheit der Wale näherzubringen.

Auch wenn es stellenweise etwas langatmig ist, ist Moby Dick auch heute noch lesenswert und ich kann es jedem ans Herz legen, der ein bisschen Geduld aufbringen kann.