Juni 29

Das Schwert der Vorsehung von Andrzej Sapkowski

„Das Schwert der Vorsehung“ vereint sechs verschiedene Kurzgeschichten um den Hexer Geralt, Yennefer und sogar Ciri. Zwei davon kommen auch in abgewandelter Version in der Netflix-Serie vor.

Ich muss sagen, dass mir Sapkowskis Kurzgeschichten besser gefallen als der Hauptzyklus der Geralt-Saga, was wahrscheinlich daran liegt, dass sie aufs Beste reduziert sind und wirklich jede Szene einen Sinn hat. Zwar gibt es auch hier einige, die mir besser gefallen als die restlichen, insgesamt haben mich aber alle gut unterhalten und es gab keine Durststrecken.

Jede der Geschichten kommt mit einer überraschenden Wendung daher, die auch jedes Mal etwas über die Figuren und ihre Weltsicht verrät. Dazu kommt, dass hier die Mischung aus den Kämpfen gegen mystische Kreaturen und den Beziehungen und Dialogen der Charaktere gut gelungen ist und keiner dieser Aspekte Überhand nimmt.

Die Figuren selbst sind auch interessant. Im Mittelpunkt steht natürlich der Hexer selbst, der aufgrund seiner Mutation angeblich keine Emotionen fühlen kann und sich streng an seinen persönlichen Kodex hält. Die anderen Figuren sind ebenfalls unterhaltsam und vor allem ihre Diskussionen mit Geralt sind interessant zu lesen.

Wer Sapkowskis einzigartigen Schreibstil schätzt oder einfach auf der Suche nach kurzweiligen und spannenden Fantasy-Geschichten, die einige Klischees über den Haufen werfen, ist, wird mit dieser Sammlung definitiv seine Freude haben.

Juni 20

Tinte & Siegel von Kevin Hearne

Als auch Gordie, der letzte Lehrling des Siegelmagiers Al MacBharrais, eines mysteriösen Todes stirbt, wird dieser auf dessen düstere Machenschaften aufmerksam: In Wahrheit steckte er bis zum Hals im illegalen Handel mit Feenwesen! Ein Vertragsbruch, dem MacBharrais auf den Grund gehen muss…

Anhand dieser kurzen Beschreibung wird schon klar, dass „Tinte & Siegel“ keine 0815-Fantasy ist. Das Buch spielt in der Gegenwart und verbindet die Elemente dieser Zeit immer wieder humorvoll mit den magischen Aspekten der Story. Sowieso nimmt sich die Geschichte selbst nicht allzu ernst und ist deshalb locker zu lesen.

Das auf magischen Siegeln, die mit sehr speziellen Tinten gezeichnet werden müssen, basierende Magiesystem hat mich ebenfalls positiv überrascht, weil es den Protagonisten mit interessanten Stärken und Schwächen ausstattet. Ich hätte mir nur gewünscht, ein paar abgefahrenere Anwendungen davon lesen zu dürfen.

Auch die Figuren haben mir gefallen. MacBharrais selbst ist sympathisch und trotz seines hohen Alters immer für einen Spaß zu haben, aber auch der freche, aber treue Hobgoblin Buck und die taffe Pitfighterin Nadia haben es mir angetan. Alleine die Chemie zwischen diesen dreien würden einen zweiten Band schon rechtfertigen.

Dazu kommt noch die Welt mit ihren verschiedenen Gottheiten und Feenwesen, die großes Potential bietet. In diesem Band werden vor allem Wesen der schottischen und irischen Mythologie hervorgehoben, was eine interessante Abwechslung zu den „üblichen“ Wesenheiten darstellt.

Juni 12

Barbarenmond: Konzernedition von Klotz Van Ziegelstein

Der Jäger Terbish nimmt den Auftrag der Mondgöttin Luna an, den sogenannten Kristallherren zu bergen. Doch es stellt sich bald heraus, dass sein Gegner ihm mehr als nur ebenbürtig ist.

Diese Geschichte spielt zeitlich vor „Plünderer“, allerdings gibt es hier viele Begriffe und Konzepte, die sehr viel leichter zu verstehen sind, wenn mensch das andere Buch zuerst liest. Die Handlung an sich ist aber eigenständig und bietet interessante Einblicke in Terbishs Vergangenheit.

Obwohl es sich um eine Kurzgeschichte handelt, ist hier wieder eine gelungene Mischung aus Action und überraschenden Wendungen getroffen worden. Vor allem die verschiedenen Taktiken, die im Kampf zum Einsatz kommen, haben mir gefallen.

Auch die Figuren zeigen interessante Ansätze, egal, ob es sich um den wenig vertrauenswürdigen Caitan Noctis oder den Barbaren Abel handelt.

„Barbarenmond“ ist eine kurzweilige Geschichte, die schon einmal Einblicke in die größere Welt der Neobarbaren gibt und Lust auf mehr macht.

Juni 10

Zeittüren von Yves Gorat Stommel

Als der siebzehnjährige Niklas eine Tür findet, die ihn sowohl örtliche als auch zeitliche Distanzen in Sekundenschnelle überwinden lässt, beginnt seine Karriere als Gelegenheitsdieb. Doch er ist nicht der Einzige, der dieses Geheimnis ergründet, und bei Weitem nicht der mit den finstersten Absichten…

Wer glaubt, er hätte schon alle Varianten der Zeitreise gelesen, der sollte sich dieses Buch zu Gemüte führen. Das Konzept der Türen samt seiner Vor- und Nachteile wird hier Schritt für Schritt ergründet und mensch erfährt viel Spannendes über diese Welt und wie sie funktioniert.

Auch die Charaktere haben es mir angetan, eben weil sie sich typisch menschlich verhalten. Die jugendlichen Protagonisten agieren ihrem Alter entsprechend und begehen dadurch auch einige Fehler, was ihnen eine gewisse Tiefe gibt und auch für lustige Momente sorgt – Wie die Anmerkungen des Autors, die per Fußnote hinzugefügt worden sind.

Der Plot kann sich ebenfalls sehen lassen. Anfangs lernt mensch viel über das Konzept dieser ungewöhnlichen Zeit- und Ortreisen, was an sich spannend genug wäre, doch dann nimmt die Handlung in der zweiten Hälfte noch einmal richtig Fahrt auf.

„Zeittüren“ ist ein Buch, das sich schlecht beschreiben lässt, dem mensch aber auf jeden Fall eine Chance geben sollte, alleine wegen des interessanten Settings.