Februar 25

Macbeth von William Shakespeare

Als der schottische Adelige Macbeth die Prophezeiung erhält, dass er König von Schottland werden soll, wird er von Ehrgeiz gepackt und beschließt, die Erfüllung dieser Verheißung in eigene Hände zu nehmen, was ihn langsam, aber sicher in den Abgrund zieht.

Macbeth gilt zurecht als Klassiker. Die Handlung beinhaltet wirkliche historische Persönlichkeiten, nimmt sich natürlich aber große Freiheiten heraus und spekuliert über die Hintergründe der Geschichte, um sie in einem für Zuschauer interessanten Drama zu verpacken.

Dass es im Kern darum geht, wie leicht Macht korrumpiert und wie bedingungslose Rechtfertigung von vermeintlich legitimer Herrschaft leicht zu Machtmissbrauch führen kann, ist die Geschichte auch heute noch aktuell und lohnt sich auch, wenn mensch mehr als einen Rückblick auf eine aus unserer Sicht längst vergangene Epoche bekommen möchte.

Dass es auch sprachlich sehr interessant ist, muss ich eigentlich nicht erwähnen. Die deutsche Übersetzung wirkt stimmig, vor allem, wenn mensch die Vergleiche vom englischen Original und verschiedene Übersetzungen im Anhang betrachtet. Es ist immer wieder beeindruckend, wie die Verse gleichzeitig sprachlich ansprechend und stimmig sind und ihre Botschaft vermitteln, durch die sie die Handlung vorantreiben.

Anstrengend zu lesen ist es trotzdem für eine Person, die diesen altertümlichen Sprachgebrauch nicht gewohnt ist. Das sollte einen allerdings nicht davon abhalten, Macbeth eine Chance zu geben, wenn mensch sich wirklich dafür interessiert!

Februar 23

Last Exit Fancyville von Trip Love

Last Exit Fancyville ist eine Sammlung von Gedichten und Zitaten, die sich meistens um die Themen „Sex, Drugs & Rock’n’Roll“ drehen. Aber vor allem die Zitate sind auch politischer oder philosophischer Natur.

Ich fange mal mit den positiven Aspekten an: Die Gedichte erinnern mich an Songlyrics, was perfekt zu ihrem Inhalt passt. Es ist leicht, sich vorzustellen, wie ein Rockstar so etwas auf der Bühne singt. Und zwischendurch finden sich auch immer wieder Passagen, die leicht von der Zunge fließen und clevere Reime, die mir gut gefallen haben.

Interessant finde ich auch, dass viele Gedichte sowohl deutsche, als auch englische Anteile haben. Deshalb frage ich mich, ob es wirklich notwendig war, dass es die meisten auch einmal in einer deutschen und einer englischen Variante gibt, denn kombiniert mit der beschränkten Themenwahl und den sich wiederholenden Reimen kommt es dadurch zu wenigen Überraschungen.

Ich muss aber noch einmal auf die Zitate zu sprechen kommen, wobei ich davon ausgehe, dass die ohne Quellenangaben vom Autor selbst geschrieben wurden. Sie sind vollkommen aus dem Zusammenhang gerissen („Wer weiss, dass er ein behindertes Kind zur Welt bringen wird, ist ein schlechter (egoistischer) Mensch, denn was erdreistet ihr euch, dass ihr dem Kind solch ein Leben zumutet!“, um ein Beispiel zu nennen) und stellen Thesen auf, die meiner Meinung nach mehr Erläuterung bedürften. Vor allem bei dem zitierten Beispiel muss ich mich ja fragen, ob der Autor das wirklich ernst meint und wenn ja, mit welcher Begründung.

Ich will nicht abstreiten, dass das Buch seine interessanten Momente hat, alles in allem ist es aber sehr repetitiv, von Rechtschreib- und Grammatikfehlern durchsetzt und von hanebüchenen Thesen, die ohne jegliche Erklärung auf eine Seite geworfen werden.

Februar 20

WuchtBewahrer von Dan Dreyer

Im zweiten Teil der FlammenBringer-Reihe lernt Lysander Hartherz mehr über seine Fähigkeiten als Magier, Nathaniel Lockwood muss sich einer ganz anderen Herausforderung stellen und Keno Grimmfaust seinen Ruf als der „Unbesiegbare“ verteidigen.

Dabei werden die Stärken des ersten Bands weiter ausgebaut: Gut strukturierte Schlachtenszenen, bei denen mensch Einblicke in die Strategien der Feldherren und die direkten Kampfhandlungen bekommt, ein einzigartiges Magiesystem, das nach und nach seine Geheimnisse enthüllt und drei sehr unterschiedliche Protagonisten, in die mensch sich leicht einfühlen kann.

Auch Figuren, die ich bisher als nicht allzu wichtig eingeschätzt hatte, tauchen wieder auf und beeinflussen die Handlung auf unvorhergesehene Art und Weise. Sowohl die Haupt- als auch die Nebencharaktere haben nachvollziehbare Motivationen und die Handlungsstränge kreuzen sich wieder auf glaubhafte Arten und Weisen.

Gut gelungen ist auch, dass Lysander trotz seiner unglaublichen Potentiale nicht unbesiegbar ist, sodass auch der Plot um ihn spannend bleibt und einige Überraschungen beinhaltet.

Es ist mir schwer gefallen, dieses Buch aus der Hand zu legen, weil ich bei allen drei Protagonisten wissen wollte, wie es weitergeht, auch wenn Nathaniel dieses Mal leider ein bisschen zu kurz gekommen ist. Der zweite Band ist definitiv eine würdige Fortsetzung des ersten und baut weiter aus, was dieser begonnen hat, sodass ich mich jetzt umso mehr auf den dritten freue.

Februar 9

Trees 1 von Warren Ellis und Jason Howard

Der erste Sammelband von „Trees“ fasst die ersten acht 8 Hefte zusammen und verfolgt die Schicksale von Menschen an vier Orten: Einer chinesischen Sperrzone, die Freiheitssuchende anzieht, einer italienische Stadt voller FaschistInnen, einer Forschungseinrichtung in der Arktis und Somalia, dessen Präsident einen Militärschlag plant. All diese Schauplätze sind nur durch eine Gemeinsamkeit vereint: Sie befinden sich in direkter Nähe zu einem „Baum“, einer außerirdischen Lebensform, die jeglichen Kontakt zur Menschheit verweigert – Vorerst.

Dass so viele Handlungsstränge aufgegriffen werden, sorgt dafür, dass mensch direkt ins kalte Wasser geworfen und nur häppchenweise mit neuen Informationen versorgt wird. Auch wenn das anfangs für Verwirrung sorgt, wird mensch schnell in das Geschehen gezogen und fiebert mit den so unterschiedlichen ProtagonistInnen mit.

Wie genau diese Plots mit den Bäumen (und möglicherweise einander) in Verbindung stehen, ist nicht immer klar. Doch das hindert einen nicht daran, wissen zu wollen, wie es weitergeht.

Besonders interessant finde ich, wie anders die Außerirdischen hier im Gegensatz zu anderen Comics sind. Sie stellen zwar eine Gefahr dar, aber nicht, weil sie die Menschheit mit Waffengewalt besiegen wollen, sondern, weil sie die Welt auf unvorhergesehene Weise verändern und sogar indirekt Gewalttaten zwischen den Menschen verursachen.

Wer eine ungewöhnliche Science Fiction-Geschichte sucht, die sich mit verschiedenen menschlichen Schicksalen befasst und einen mit ihren Besonderheiten in den Bann zieht, der ist hier gut bedient.

Februar 7

Schikane von Adrian Zeyher

Nicht nur ein Mordfall in seinem sonst so beschaulichen Revier wirbelt das Leben von Kommissar Leonard Kaczmarek durcheinander, sondern auch, dass sein alter Freund Ragan Veit plötzlich wieder auftaucht und zu seinem neuen Kollegen wird.

„Schikane“ braucht nicht lange, um einem klarzumachen, dass es kein 0815-Thriller ist. Das beginnt beim ungewöhnlichen Protagonisten, der im Gegensatz zu seinen Kollegen (sowohl in diesem, als auch in anderen Büchern) sehr sensibel ist und sich das Leben durch seine eigenen Ängste schwermacht.

Außerdem wird darauf geachtet, eine Balance zwischen der Polizeiarbeit, die hier um Einiges realistischer als sonst dargestellt wird, und dem Privatleben der Figuren zu erschaffen, durch die man sich besser in sie hineinversetzen und ihre Handlungen nachvollziehen kann.

Die Figuren sind allesamt realistisch gestaltet und weisen ihre eigenen Stärken und Schwächen auf. Vor allem die Beziehung zwischen Leo, Ragan und Viktor ist interessant dargestellt worden.

Die Handlung selbst kann sich ebenfalls sehen lassen. Man fiebert von der ersten bis zur letzten Seite mit dem eigentlichen Fall mit, möchte aber auch mehr über die Charaktere erfahren.

Februar 1

St. Sycamore: Eine schicksalhafte Ehe von Tharah Meester

Der zweiten Band der Reihe verfolgt die Schicksale von Albertien Colfax, einem zu Unrecht verurteilten Schriftsteller, der gerade aus dem Gefängnis kommt, und Dante de Medici, einem allseits respektieren Dirigenten, die sich verflechten, als die beiden gezwungen werden, zu heiraten.

Obwohl die Handlung an sich unabhängig vom ersten Band ist, kommen einige Figuren vor, die dort zuerst aufgetaucht sind. Vor allem einer der Charaktere wird hier tiefer beleuchtet und von einer ganz anderen Seite vorgestellt, was mich positiv überrascht hat.

Aber auch die Figuren, die hier zum ersten Mal vorkommen, können sich sehen lassen. Sie handeln allesamt sehr menschlich, machen Fehler und lassen sich von ihren Gefühlen hinreißen. Das macht den Plot spannend und unvorhersehbar und ermöglicht es einem, sich in sie hineinzuversetzen und vor allem mit ihnen mitzuleiden.

Die Beziehungen der Charaktere sind jedoch nicht das Einzige, das hier Konfliktpotential hat. Jeder Charakter hat auch einen Kampf mit sich selbst und seiner eigenen Vergangenheit auszutragen, was sie noch realistischer macht.

Besonders die Dialoge in diesem Band haben es mir angetan. Was sich die Figuren im Streit gegenseitig an den Kopf werfen, welche Geständnisse sie einander machen und was zwischen ihnen unausgesprochen bleibt, haucht der Geschichte erst wirklich das Leben ein.