Januar 28

St. Garner: Eine undenkbare Affaire von Tharah Meester

Als ausgerechnet der strenge Colonel Galen Sinclair Liam Young, seines Zeichens Pläsierer, aufsucht, um von ihm Hilfe bei der Lösung eines prekären Problems zu erbitten, verändert sich das Leben der beiden auf ungeahnte Weisen.

Die Protagonisten sind trotz ihrer verschiedenen Arten beide von Anfang an sympathisch. Die Geschichte wird aus beiden Perspektiven erzählt, sodass man Einblicke in ihre Gedankenwelten und damit auch ihre Sorgen und Emotionen bekommt. Dadurch wirken sie umso realistischer und vor allem menschlicher.

Schön finde ich auch, wie mit ihren Stärken und Schwächen umgegangen wird. Auch wenn man sie wegen mancher Missverständnisse am liebsten durch die Seiten hindurch anschreien würde, kann man doch immer nachvollziehen, wie es dazu gekommen ist. Dadurch wird auch gut verdeutlicht, wie sich ihre Beziehung entwickelt und sie lernen, einander zu vertrauen.

Auch die Nebenfiguren sind interessant. Man bekommt das Gefühl, dass sie alle eigene Persönlichkeiten und Motivationen haben und mehr sind als nur Staffage für die Geschichte der Hauptcharaktere.

Setting und Handlung haben mich ebenfalls überzeugt. Es wird ein lebensnahes Bild von Venice und Zeit, zu der das Buch spielt, herübergebracht und dieser Schauplatz wird mit einem Plot gefüllt, der die eine oder andere Wendung vollzieht und mich immer wieder positiv überrascht hat.

Januar 26

Terapolis von Tom Dekker

Im ersten Band der Terapolis-Reihe muss der Waise Greg seine Heimatstadt verlassen, weil er des Mordes an einem einflussreichen Firmenbesitzer verdächtigt wird, und eine weite Reise antreten, um seine Unschuld zu beweisen.

Auf dieser Reise lernt man als Leser viel von der Welt kennen, ohne das Gefühl zu bekommen, belehrt zu werden. Interessant finde ich vor allem, dass die Welt auf unserer basiert und an einigen Stellen Anspielungen auf historische Ereignisse gemacht werden, die den Lauf der Geschichte stark verändert haben – Ganz zu schweigen von den Folgen für die Umwelt, die es unmöglich machen, sich ohne ordentlichen Sonnenschutz in der Natur aufzuhalten.

Außerdem begegnet Greg allerlei interessanten Gestalten. Viele von ihnen kommen nicht lange vor, vermitteln aber den Eindruck von einer belebten Welt. Vor allem Greg und Mav kann man schnell ins Herz schließen und mit ihnen mitfiebern.

Schön finde ich auch, dass es in dieser Welt, in der Technik eine so große Rolle spielt, leichte Spuren von Magie gibt, in Form von Begabungen bestimmter Charaktere oder sogar magischen Gegenständen.

Ein Kritikpunkt ist für mich, dass vor allem die Reise in die Terapolis selbst nicht wirklich relevant für die Handlung dieses Bandes erscheint. Da ich den zweiten zuerst gelesen habe, weiß ich, welche Auswirkungen sie noch hat, allerdings hätte ich mir mehr Konsequenzen davon in diesem Band gewünscht.

Januar 23

CharakterCards von Ingrid Werner

In diesem Schreib-Ratgeber werden „CharakterCards“ vorgestellt, durch die man die Motivationen und Hintergründe seiner Figuren besser entwickeln und verstehen kann. Dazu wird zuerst erklärt, wozu das Ganze gut ist, dann, wie man handwerklich vorgeht und schließlich, wie man die Karten „befragt.“

Mir hat besonders gefallen, dass es darum geht, seine Kreativität abseits vom Bildschirm zu entfachen und zwar sorgfältig vorzugehen, aber eher auf Intuition als auf Perfektion Wert zu legen, um Unentdecktes an die Oberfläche zu holen. Es gibt bei dieser Methode kein richtig oder falsch, was sie direkt sympathisch macht.

Die Methode wird kurz und verständlich vorgestellt und inspiriert einen dazu, gleich selbst loszulegen. Danach gibt es einige Beispiele von CharakterCards, die von Workshop-Teilnehmer erstellt worden sind. Es ist wirklich faszinierend, zu sehen, wie verschiedene Menschen mit der Aufgabe umgehen und was ihre eigenen Figuren ihnen noch Neues erzählen können, sodass ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen konnte.

Ich hätte mir nur ein paar mehr Beispiele von CharakterCards, die die Autorin selbst erstellt hat, und was sie dadurch erfahren hat, gewünscht. Wobei nicht zu leugnen ist, dass es seinen Reiz hat, die Collagen selbst zu interpretieren.

Alles in allem kann ich das Buch jedem empfehlen, der seine Figuren mit einer intuitiven Methode kennenlernen möchte oder zu viele unzerschnittene Magazine bei sich herumliegen hat.

Januar 21

Harleen Band 1 von Stjepan Sejic

Im ersten Band der neuen Kurzgeschichte um Harley Quinn, deren Vergangenheit hier beleuchtet wird, geht es um ihre ersten Begegnungen mit dem Joker und darum, wie sie angefangen hat, als Psychologin im Arkham Asylum zu arbeiten.

Dabei trifft sie neben „Mr. Jay“ persönlich auch andere Bösewichte aus dem Batman-Universum und sogar den Dunklen Ritter selbst. Sejic hat all diese altbekannten Charaktere mithilfe seiner beeindruckenden, detaillierten Zeichnungen mit einer ganz eigenen Note versehen, trotzdem bleiben sie leicht erkennbar und büßen nichts von ihrer ursprünglichen Persönlichkeit ein.

Auch, dass man Harvey Dent noch in seiner Rolle als Staatsanwalt kennenlernt und der Joker nicht aus der Sicht seines Erzfeindes, sondern seiner Psychologin und späteren Geliebten betrachtet wird, hat mir gut gefallen.

Harleens Motivationen sind ebenfalls gut nachvollziehbar. Obwohl man sie eher als verrückte Kriminelle kennt, ist sie hier ein sympathischer und sehr menschlicher Charakter, in den man sich gut einfühlen kann.

Nicht nur die Persönlichkeiten der Figuren haben mich beeindruckt, auch der Zeichenstil selbst, was einerseits an der bereits erwähnten Detailverliebtheit liegt, andererseits auch an der Komposition der Szenen, von denen ich besonders den Kampf im Nebel hervorheben möchte, der den Leser mit seiner albtraumhaften Szenerie sofort in den Bann zieht.

Januar 14

Choosing Death: Die unglaubliche Geschichte von Death Metal und Grindcore geht weiter… von Albert Mudrian

Die überarbeitete Fassung von „Choosing Death“ beschreibt die Geschichte und Entwicklung der Genres Death Metal und Grindcore, wobei verschiedene Musiker und Label-Mitarbeiter, vor allem von Earache Records, zu Wort kommen und ihre Motivationen und Erfahrungen beschreiben.

Was mich vor allem beeindruckt hat, ist, wie akribisch der Autor bei seiner Recherche vorgegangen ist. Die erwähnte Zeitspanne erstreckt sich von den Anfängen in den 1980ern bis in die 2010er, wobei jede nennenswerte Band erwähnt wird, selbst wenn ihr zu der Zeit kein kommerzieller Erfolg beschert gewesen ist.

Einerseits ist es schön, einen kompletten Überblick zu bekommen, andererseits kann die schier endlose Auflistung der Besetzungswechsel verschiedener Bands und der Motivation, diese Art von Musik zu machen, die in den meisten Fällen einfach „Wir wollten schneller und härter als alle Bands vor uns sein“ lautet, beim Lesen ermüdend sein.

Auch hätte ich mir mehr Informationen über die politischen Hintergründe der Musik gewünscht, die für mich als großer Grindcore-Fan eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen.

Insgesamt liefert das Buch allerdings spannende Einblicke. Vor allem, welche Bandmitgliedern mit welchen anderen bekannt waren und wer sich wie beeinflusst hat, hat bei mir für einige Überraschungen gesorgt.

Januar 7

Der Schwalbenturm von Andrzej Sapkowski

Im vierten Band der Hauptreihe um den Hexer Geralt kommt dieser natürlich auch wieder vor, es geht allerdings eher um Ciri, die sich von der Räuberbande der „Ratten“ löst und zum Schwalbenturm reisen will, um sich ihrem Schicksal zu stellen.

Besonders gelungen dargestellt wird hier Ciris Entwicklung. Durch ihre Zeit bei den Ratten und vor allem deren Ende hat sie einige interessante Entwicklungen durchgemacht, die sie von der optimistischen Hexerin aus Kaer Morhen zu einer vom Leben desillusionierten Kämpferin gemacht haben. Ihre Persönlichkeit mit allen Stärken und Schwächen wird realistisch beschrieben und man kann sich leicht in sie hineinversetzen.

Auch die Reise, die sie hinter sich bringt, ist spannend und lässt einen mitfiebern. Das gilt allerdings nur bedingt für die Geschehnisse, die den anderen Protagonist*innen widerfahren. Zwar ist auch die Geschichte um Geralt und seine Reisegruppe interessant, aber man bekommt das Gefühl, dass sie häufig einfach nur planlos umherwandern, und in der späteren Hälfte des Buches kommt sie gar nicht mehr vor.

Es gibt insgesamt viele Charaktere, die nur am Rande erwähnt werden. Bei Nebenfiguren, die nur in wenigen Szenen auftauchen und für die beschrieben wird, wie sie zum Beispiel Ciri wahrnehmen, hat das seinen Charme, allerdings hätte ich mir mehr von Yennefer und Triss erhofft, die beide eher mysteriöse Charaktere bleiben als welche, die man richtig kennenlernt.

Lässt man die Handlung Revue passieren, stellt man fest, dass die Protagonist*innen insgesamt nur wenig von der Stelle gekommen sind, das tut der Spannung beim Lesen jedoch keinen Abbruch. Alleine, um herauszufinden, wie es mit Ciri weitergeht und wie sich ihre Persönlichkeit verändert, lohnt es sich, dieses Buch zu lesen.