Dezember 27

Kris Longknife – Das Kommando von Mike Shepherd

Im vierten und auf Deutsch letzten Band der Reihe um Kris Longknife muss sie sich einer ganz anderen Herausforderung stellen: Dem Kommando über eine eigene Raumstation am Rand des bekannten Universums. Und natürlich lässt der Ärger nicht lange auf sich warten, denn kaum hat sie eine unglaubliche Entdeckung gemacht, ist ihr Rivale Hank Peterwald schon im Anmarsch.

Wie man es aus dieser Reihe bisher gewohnt ist, werden einige interessante Aspekte aufgegriffen und schnell wieder unter den Tisch fallen gelassen. Ein Buch über die Erforschung der entdeckten Welt oder den Wiederaufbau der anfangs komplett verwaisten Raumstation hätte ich viel interessanter gefunden als seitenlange Berichte darüber, wie die Vorbereitungen für das Fest, das den Greenfelder Soldaten geschmissen werden soll, laufen.

Allerdings muss ich zugeben, dass in diesem Band nicht nur die allerletzte Schlacht spannend gewesen ist, wie es bisher immer der Fall gewesen ist. Auch zwischendurch gibt es eine Konfrontation, die ich gerne gelesen habe und in der mich Kris‘ Einfallsreichtum und Gespür für Taktik wirklich beeindruckt hat.

Mein Hauptproblem mit dem vierten Band ist einerseits wieder, dass den Vorbereitungen für die eigentlich spannenden Events viel zu viel Zeit gewidmet wird, aber auch der Antagonist. Hank wird durchgängig gedemütigt und als jähzorniger Grünschnabel dargestellt, der seine Truppen nicht unter Kontrolle und noch nie eine richtige Schlacht geschlagen hat, was einen schnell vergessen lässt, dass er angeblich eine Gefahr für die allseits perfekte Protagonistin darstellen soll.

Wer gerne Bücher liest, in denen die Protagonist*innen extrem viel Zeit mit Planungen, Vorbereitungen und den dafür nötigen Gesprächen verbringen, und nicht unbedingt viel Wert auf Action und Weltraumschlachten legt, der ist hier gut bedient, mein Fall war es allerdings nicht unbedingt.

Dezember 19

Sonntags kommt das Alien von Clark Clever

Im ersten Band der Soontown-Trilogie gehen Ellen und Ricco auf Ufo-Jagd, nachdem sie entsprechende Gerüchte aufgeschnappt haben. Doch natürlich geht es in Soontown auch sonst drunter und drüber, sodass dieses Flugobjekt bei Weitem nicht das einzige Problem ist, dem sie sich stellen müssen.

Dabei lernt man die skurrilen Bewohner der Stadt schnell kennen und lieben. Was mir an der Reihe besonders gefällt, ist die Vielzahl von Charakteren, die alle im Kontext der Geschichte realistisch, für unsere Verhältnisse aber eher liebenswert verrückt – und auf jeden Fall sehr menschlich – sind.

Auch die Handlung kann sich sehen lassen. Es werden mehrere Erzählstränge eingeführt, die alle an sich spannend sind und sich an überraschenden Stellen verbinden.

Interessant finde ich auch, wie das Genre Science Fiction hier umgesetzt wird. Das Buch spielt in einer nicht ganz so fernen Zukunft, in der die Menschheit zwar noch auf der Erde lebt, es aber einige technische Neuerungen gibt. Dadurch fühlt man sich stellenweise an sein eigenes Leben erinnert, wird aber auch immer wieder von den Innovationen überrascht.

Insgesamt gefällt mir gut, wie eine spannende Story, sympathische Charaktere und der humorvolle Schreibstil verbunden werden. Man hat beim Lesen gleichzeitig ein Grinsen im Gesicht und möchte unbedingt wissen, wie es ausgeht.

Dezember 19

The Crow: Ultimate Edition von James O’Barr

Die Ultimate Edition von „The Crow“ sammelt die komplette Originalgeschichte mit zusätzlichen Seiten, die ursprünglich enthalten hatten sein sollen, und erzählt die Geschichte von Eric Draven, der nach dem Mord an seiner Verlobten und sich von den Toten aufersteht, um Rache zu nehmen.

Begleitet wird diese Handlung von eindrucks- und stilvollen Zeichnungen, die auf der einen Seite im klassischen 80er-Stil daherkommen, auf der anderen aber auch zeitlos und heute noch beeindruckend sind. Vor allem der Kontrast zwischen der Vergangenheit, die immer wieder aufgegriffen wird, und der Gegenwart hat mir gefallen.

Besonders realistisch dargestellt sind auch die Beziehung zwischen Eric und Shelly, die lebensnah ausgebaut wird. Wenn man die Szenen liest, in denen sie noch zusammen glücklich sind, bekommt man das Gefühl, dass sie ein echtes Paar sein könnten.

Auch Eric alleine ist ein sehr menschlicher Charakter. Obwohl er ein unsterblicher Racheengel ist, ist es nicht schwierig, sich in ihn hineinzuversetzen. Das liegt auch daran, dass er nicht wahllos mordet, sondern seinem eigenen Kodex folgt und man als Leser in seine Gedanken und Albträume abtauchen und seine Handlungen so nachvollziehen kann.

Die Action kommt natürlich auch nicht zu kurz und wird gekonnt in Szene gesetzt. Dass The Crow schon einmal gestorben ist, nimmt ihnen nichts an Spannung und man fiebert alle fünf Bände lang mit.

Dezember 14

Alluran von Jutta Schönberg

„Alluran“ ist eine Sammlung von sechs Kurzgeschichten, die im Science Fiction-Bereich angesiedelt sind und durch die Thematik der Begegnung zwischen Menschen und Außerirdischen verbunden sind.

Diese Begegnungen sind durch die kreativen Ideen und wechselnden Perspektiven immer wieder interessant zu lesen. Die Autorin hat sich Mühe gegeben, die verschiedenen Völker und ihre Eigenarten auszugestalten, sodass es Spaß macht, sie kennenzulernen. Das sorgt allerdings auch dafür, dass man gerne mehr über die Aliens wissen möchte, als die Seitenzahl der Kurzgeschichten hergibt.

Auch die Handlungen der einzelnen Geschichten sind erfrischend anders und es gibt einige Plottwists, die mich überrascht haben. Schön fand ich auch, dass sich die Stimmungen und Atmosphären der Kurzgeschichten untereinander stark unterschieden haben, sodass mir nie langweilig geworden ist.

Obwohl diese Geschichten größtenteils auf fremden Planeten und in einer fernen Zukunft spielen, lässt sich zum Beispiel das Thema der Ausbeutung von natürlichen Ressourcen und Planeten, das zweimal aufgegriffen wird, auch auf unsere Realität übertragen, was mir gut gefallen hat.

Insgesamt ist „Alluran“ eine Sammlung, in der für jeden Fan des Genres etwas dabei ist und die mit kreativen Einfällen und Handlungen überzeugt.

Dezember 11

TONKARI – Der lange Marsch von C.J. Knittel

„TONKARI – Der lange Marsch“ handelt von dem Gelehrten Horkai, der die Chance seines Lebens nutzt und sich auf eine Reise in den rauen Norden begibt, um die Schneewölfe zu erforschen. Doch bald erweist sich die Gruppe als den Gefahren nicht gewachsen und die Forschungsreise wird zu einer wahren Odyssee.

Dabei lernen Horkai und der Leser den Norden und das Volk der Tonkari von überraschenden Seiten kennen. Mir hat besonders gut gefallen, wie die Igelmenschen und ihre kulturellen Unterschiede und Traditionen ausgearbeitet worden sind. Man bekommt das Gefühl, dass es sich um wirklich lebendiges Volk handelt, nicht um ein Fantasy-Abziehbild.

Das gilt auch für den Protagonisten. Obwohl er sich im Verlauf der Handlung mehrere Male in lebensbedrohlichen Situationen befindet, bleibt er seiner Rolle als Gelehrter treu und zeigt Interesse an der fremden Kultur der Tonkari und, was mich persönlich gefreut hat, auch Mitleid mit Tieren.

Seine innere Zerrissenheit, die durch seinen Wissensdurst und die Abenteuerlust auf der einen und die Sehnsucht nach seiner Familie auf der anderen Seite hervorgerufen wird, ist auch sehr eindrucksvoll dargestellt worden und es hat mir keine Schwierigkeiten bereitet, mich in ihn hineinzuversetzen.

Alles in alles ist diese Geschichte für ihr Genre ungewöhnlich. Obwohl sie brutal werden kann, wird die Welt als wunderschön und einzigartig beschrieben und man sieht sie nicht durch die Augen eines Kriegers, sondern eines eigentlich friedfertigen Menschen.

Dezember 6

Kilian: Der letzte Assassine von Liam Heymayr

Nachdem Kilians Familie nach einem Verrat öffentlich hingerichtet worden ist, sinnt er auf Rache. Doch bald muss er feststellen, dass im Leben nun einmal nichts so kommt, wie man es plant…

„Der letzte Assassine“ ist ein vielversprechender Auftakt der Saga. Man lernt die Welt, den Konflikt und einige interessante Charaktere kennen, und obwohl die Handlung des Bandes in sich abgeschlossen ist und ein spannendes Finale präsentiert, möchte man danach noch mehr erfahren.

Kilian selbst ist ebenfalls eine interessante Persönlichkeit. Man trifft ihn praktisch am Tiefpunkt seines Lebens, sodass es einem nicht schwerfällt, mitzufühlen und seine Handlungen nachzuvollziehen. Auch seine eigentlichen Moralvorstellungen, was das Töten angeht, machen ihn zu einem ziemlich einzigartigen Protagonisten.

Dabei werden seine Aktionen und Attentate sehr flüssig beschrieben, sodass man das Gefühl bekommt, dass der Autor sich nicht nur viele Gedanken über die Taktik eines Assassinen, sondern auch die Umgebung, in der die Geschichte stattfindet, gemacht hat.

Mein einziger wirklicher Kritikpunkt ist, dass die Antagonisten noch ein bisschen eindimensional wirken. Ich kann mir aber vorstellen, dass sich das in den Nachfolgebänden, in denen mehr Platz für die Hintergründe und Motivationen der Charaktere ist, noch ändern wird.

Dezember 5

Der letzte Kolonist von Sebastian Schaefer

Die Story dieses Buches kurz zusammenzufassen, ist eigentlich unmöglich. Es verfolgt verschiedenste Protagonisten, die aus allen Ecken des Universums zusammenkommen, um ihre Rolle in einem Plan zu spielen, der in einer Zukunft geschmiedet wurde, die praktisch wieder Vergangenheit ist.

Dass die Handlung damit an vielen Stellen aus dem Rahmen einer typischen Sci-Fi-Geschichte fällt, ist klar. Während des Lesens gab es zahlreiche Momente, in denen ein Puzzlestück an seinen Platz gefallen und ein Teil des Gesamtbildes enthüllt hat, was durch den langsamen Aufbau, in dem die jeweiligen Protagonisten sich dem Showdown noch nähern, besonders spannend wird.

Die Hauptcharaktere bieten auch eine Vielfalt, wie man sie selten erlebt. Der Autor beschränkt sich nicht auf Menschen, sondern erschafft zahlreiche Persönlichkeiten, die anderen Spezies und ideologischen Gruppen angehören. Ein einziger Nachteil dieser Menge ist allerdings, dass man sich stellenweise wünscht, mehr über die Charaktere erfahren zu können, die man alle auf verhältnismäßig wenigen Seiten kennenlernt.

Trotzdem fällt es einem nicht schwer, sich in die Protagonisten hineinzuversetzen, auch wenn sie sich teilweise stark von Menschen unterscheiden oder entgegengesetzte Motive haben. Sie sind glaubhaft geschrieben, was aber nicht bedeutet, dass sie einen durch ihre Handlungen nicht überraschen können.

Insgesamt hat mich „Der letzte Kolonist“ von der ersten bis zur letzten Seite begeistert, vor allem, was die Kreativität beim Erschaffen der Welt(en) und beim Austüfteln der Handlung angeht, deren Einzelteile sich perfekt zusammenfügen.